Blowjob ohne Kondom und Fäkalienspiele
Bund finanziert Sex-Plattform

Westschweizer Sexarbeiterinnen-Organisationen betreiben eine Seite zur Vermittlung von Prostituierten. Bezahlt mit Subventionen aus Bern.
Publiziert: 20.01.2019 um 11:14 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2019 um 11:33 Uhr
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Für Präventionszwecke hat der Bund eine Sex-Plattform subventioniert.
Foto: ©Ti-Press / Ti-Press
Aline Wüst

Die Website Callmetoplay ist ein neues Schweizer Sexportal. Das ist wenig erstaunlich, denn davon gibt es viele. Überraschend nur, wer diese Website finanziert: Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG).

Lanciert wurde Callmetoplay von den Organisationen Fleur de Pavé und Aspasie. Die setzen sich für die Rechte von Prostituierten in der Romandie ein. Ihre Schwerpunkte sind die Sensibilisierung für Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten sowie die Vorbeugung von Gewalt im Sexgewerbe.

Um dieser Aufgabe nachzukommen, gingen die beiden Organisationen allerdings seltsame Wege: Mit Callmetoplay eröffneten sie Ende letzten Jahres selber eine Sexseite. Die ist zwar hip aufgemacht, unterscheidet sich sonst aber kaum von anderen einschlägigen Angeboten.

Prostituierte können in diesem Rahmen ihr Inserat bequem mit einem vorgefertigten Formular online stellen. Nach Kriterien wie Statur, Beschaffenheit der Lippen, Augenfarbe, Haarfarbe, Art der Intimrasur oder ethnische Zugehörigkeit – europäischer Typ, Latina oder Afrikanerin.

Tipps, Hinweise und Notfallnummern

Aus einem Katalog kann die Prostituierte auswählen, welche «Spiele» sie dem Freier anbieten möchte: Das geht von Geschlechtsverkehr über Demütigungen, Blowjob ohne Kondom, Stuhlgang auf den Körper, Urin in den Mund, Küsse mit oder ohne Zunge. Im Gegensatz zu anderen Sexportalen kann die Sexarbeiterin auch ihren Lieblingssong, ihr Hobby und ihre Lieblingsblume verraten.

Etwas versteckt gibt es dann unter der Rubrik «Infos» Tipps, was zu tun ist, wenn das Kondom reisst oder wie man sich bei medizinischen Notfällen verhält. Notrufnummern sind ebenfalls aufgeführt. Die Sexarbeiterinnen erhalten auch Hinweise, dass sie körperliche Gewalt und Erniedrigungen nicht akzeptieren müssen, sofern dies nicht Teil der Abmachung mit dem Freier ist. Aus Sicherheitsgründen wird empfohlen, nie Halsketten, Ohrringe oder enge Halstücher zu tragen.

Bleibt die Frage: Weshalb muss der Bund eine solche Sexseite finanzieren, um ein wenig Prävention zu betreiben? Fedpol-Sprecher Florian Näf: «Personen, die in der Prostitu­tion tätig sind, erleben oft Zwang und Gewalt.» Organisationen wie Aspasie leisteten in diesem Bereich wichtige Präventionsarbeit: «Auf der Seite Callmetoplay gibt es ein geschütztes Forum, das eine Möglichkeit bietet, Hilfe zu holen und so Gewaltübergriffen zu entgehen. Aus diesem Grund haben wir das Projekt finanziell unterstützt.»

Prävention in digitalen Zeiten

Insgesamt erhielt die Organisation Aspasie im letzten Jahr vom Fedpol 45'600 Franken. Das BAG wiederum subven­tionierte Aspasie im vergangenen Jahr mit 300'000 Franken. Offizielle Begründung: die Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten bei Prostituierten.

Daniel Koch, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG sagt: «Wir nehmen Kenntnis von deren Projekten, sind aber nicht verantwortlich 
für die Inhalte.» Callmetoplay 
sieht er als sinnvolle Möglichkeit für Prävention in digitalen Zeiten.

Pénélope Giacardy von Aspasie ist überzeugt, mit Callmetoplay das richtig Mittel zur Stärkung der Position von Sexarbeiterinnen gefunden zu haben – aber auch für die Aufklärung der Freier. Giacardy: «Ich bin zufrieden damit, wie die Seite angelaufen ist.» Es sei durchaus denkbar, das Angebot irgendwann auf 
die Deutschschweiz auszuweiten.

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