Greta ist zu spüren, bevor sie zu sehen ist. Die Stimmung in der Uni Lausanne am Montagmorgen ist aufgeregt. Aus 38 Ländern sind die rund 450 Teilnehmer des ersten Klimagipfels der Bewegung «Fridays for Future» angereist. Und sie wissen: Unter ihnen ist ein Star.
«Da ist sie», flüstert eine Teilnehmerin aus Italien aufgeregt, als sie Greta entdeckt. Die Klima-Ikone sitzt mitten im Saal bei der schwedischen Delegation. Und will nur eine von vielen sein. Kann das gelingen?
Dass sich die europäische Klimajugend überhaupt in Lausanne trifft, ist gewissermassen Gretas Schuld. Sie ist als Erste fürs Klima in den Schulstreik getreten – und hat das Feuer in anderen Ländern entfacht. Für viele hier, insbesondere für die jungen Frauen, ist sie ein Vorbild.
Gretas Vater sorgte sich, dass sie nicht genügend Schlaf bekommt
Greta will am Klimagipfel so wenig wie möglich auffallen. Rein äusserlich keine Herausforderung: Die 16-Jährige ist noch kleiner und zierlicher, als sie im Fernsehen und auf Fotos wirkt. Viele der jungen Klima-Aktivisten in Lausanne tragen pink, gelb oder blau gefärbte Haare. Greta trägt, was sie immer trägt: T-Shirt, Leggings – und ihre Wasserflasche.
Auf dem Klimagipfel wollen sich die «Fridays», wie sich die Mitglieder der vielleicht wichtigsten Bewegung unserer Zeit nennen, vernetzen und austauschen. In rund 60 Arbeitsgruppen diskutieren sie: über ihre Visionen, Ziele – aber auch darüber, wie sie die Schule mit ihrem Engagement vereinbaren, ob sie bei Streiks Gesetze brechen sollen und wie böse der Kapitalismus ist.
In Lausanne an Gretas Seite: ihr Vater Svante (50). Er reist mit Greta, wo immer sie hinwill, «Hauptsache, ihr gehts gut». Das Geld verdient derweil seine Frau, die Opernsängerin Malena Ernman (48). Nach dem Klimagipfel steht die Reise nach New York an. Damit sie vor der emissionsfreien, aber anstrengenden Überfahrt mit einer Hochseeyacht genügend Schlaf bekommt, hat Gretas Vater darauf bestanden, dass sie statt in einer Massenunterkunft in einem Hotel schläft.
So einfach wie es ist, mit Svante zu reden, so frustrierend ist es mit der Tochter. «Wie läuft der Gipfel, Greta?» – «Gut.» – «Was fandest du bisher am besten?» – «Dass sich die Leute mal kennenlernen.»
Für Greta gibt es nur ein Thema
Die berühmteste 16-Jährige der Welt ist distanziert und einsilbig. Sie antwortet auf Fragen, aber sie zeigt dabei kaum Gefühle. Sie lässt sich fotografieren, posiert und lächelt aber nicht dafür. Das ist maximal irritierend.
Am Rande des Gipfels erzählt sie, sie habe grosse Probleme mit Small Talk. Das liegt zum einen daran, dass es für sie wirklich nur ein Thema gibt: den Klimawandel. Und zum anderen an ihrem Autismus. Bei Thunberg wurde das Asperger-Syndrom diagnostiziert. Menschen mit Asperger haben Mühe, zu erkennen, was ihr Gegenüber denkt und fühlt.
Wer glaubt, dass sie deswegen nicht empathisch sein könne, irrt. Als bei den Klima-Teenies die Nerven blank liegen, ist Greta eine der ersten, die sich um ihre Mitstreiter kümmert. Der Hauptstreitpunkt: die Frage, ob die Gipfel-Teilnehmer Forderungen aufstellen wollen, welche das sein könnten – und wer am Ende entscheidet. In der Theorie wollen die Klima-Teenies basisdemokratisch entscheiden. In der Praxis scheitern sie daran oft.
Die Klima-Ikone kann empathisch und witzig sein – wenn sie will
Ein Mädchen hat den Saal verlassen und ist völlig aufgelöst. Schildert, wie sie eine Gruppenarbeit am Gipfel erlebt hat. «Es fühlt sich ...», sagt sie und stockt. «... ausschliessend an», sagt Greta leise und schlingt ihre dünnen Ärmchen um den Hals der aufgewühlten Gleichaltrigen.
Und: Greta kann, wenn sie will, auch sehr witzig sein. Zum Gipfelbeginn lacht sie über eine Pressemitteilung der Jungen SVP, die sie und die ganze Bewegung als «brandgefährlich» bezeichnet. «Oh ja, ich bin sehr gefährlich», sagt sie verschmitzt.
Greta ist keine Radikale. Sie macht keine Kompromisse beim Klimaschutz. Aber sie will ihn im Rahmen demokratischer Systeme – und beruft sich ausschliesslich auf die Arbeit des Weltklimarats.
So zügelt sie im Laufe der Woche auch immer wieder ihre Gesinnungsgenossen, die möglichst konkrete Forderungen stellen wollen. «Das ist nicht unsere Aufgabe», sagt sie dann. «Das sollten wir den Wissenschaftlern überlassen.»
Greta würde lieber wieder zur Schule gehen
In fast jedem Land gibt es eine «Greta», die die Streiks anführt. Aber Greta Thunberg gibt es nur einmal. Das wissen auch die Gipfelteilnehmer, von denen längst nicht alle mit Greta und ihrer Rolle glücklich sind. Die Bewegung bestehe schliesslich aus mehr als nur der Schwedin, klagen sie.
Greta selbst wäre lieber woanders als an der Front einer weltweiten Bewegung. Im Unterricht zum Beispiel. Nur halb freiwillig ist sie das Gesicht der Klimajugend geworden. Sie müsse sich regelmässig selbst daran erinnern, dass das «einen guten Zweck» habe, sagt sie in Lausanne. «Das ist eine Bürde. Und eine Verantwortung, die wir Jungen gar nicht tragen sollten. Wir würden lieber wieder in die Schule gehen.»
Am Ende der Woche einigen sich die Klima-Teenies auf drei Forderungen: Sie wollen Klimagerechtigkeit, die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels und dass in Sachen Klimawandel auf die Wissenschaft gehört wird.
Die Streitereien und Konflikte sind fast vergessen, als die Teilnehmer am Freitagnachmittag zum gemeinsamen Klimastreik in die Innenstadt strömen. Ein am Vortag veröffentlichter Sonderbericht des Weltklimarats hat ihrem Anliegen noch mal neue Bedeutung gegeben.
Es sind 30 Grad, die Teilnehmer laufen zur Abkühlung durch den Springbrunnen vor dem Bahnhof. Mittendrin: Greta. Wie ein normaler Teenager.
Am 20. August vor einem Jahr, dem ersten Schultag nach den Ferien, liess eine junge Schwedin den Unterricht sausen und setzte sich vors Parlament in Stockholm. Sie wollte ein Zeichen für den Umweltschutz setzen. Ihr «Schulstreik fürs Klima», wie auf ihrem Protestschild stand, machte Greta Thunberg (16) weltberühmt. Und sorgte bei vielen Menschen und Regierungen für ein Umdenken.
So hat Gretas Schulstreik die Welt verändert:
1. Weltweite «Fridays for Future»-Streiks
Anfang des Jahres schwappte Gretas Schulstreik auf andere Länder über. In ganz Europa, aber auch in Asien, Australien und den USA streiken Jugendliche «für die Zukunft». Mehr als 26'000 namhafte Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum haben sich hinter die Forderungen der jungen Klimaschützer gestellt.
2. Flugscham ist ein geflügeltes Wort
Greta Thunberg fuhr sogar ans WEF in Davos GR mit dem Zug. Das kostete sie zwar mehr als 30 Stunden Anreisezeit – dafür aber auch deutlich weniger Emissionen. Vor allem in europäischen Ländern gibt es eine wachsende Anzahl Menschen, die nicht mehr fliegen wollen. Oder sich zumindest dafür schämen. Bahnunternehmen verzeichnen eine steigende Nachfrage nach Nachtzügen und Interrail-Tickets.
3. Städte rufen den Klimanotstand aus
Was haben Basel, Grossbritannien und Mailand gemeinsam? Sie haben den Klimanotstand ausgerufen. Insgesamt haben das bereits 740 lokale oder nationale Parlamente in 16 Ländern gemacht. In der Schweiz neben der Stadt Basel auch die Kantone Waadt und Jura. Klimanotstand bedeutet, dass die Politiker anerkennen, dass es eine Klimakrise gibt – und dass die bisherigen Massnahmen nicht ausreichen, um sie in den Griff zu bekommen.
4. Neue EU-Chefin hat Umweltagenda
Juncker-Nachfolgerin Ursula von der Leyen (64) will einen EU-Klimavertrag – und das gleich in ihren ersten 100 Amtstagen! Der Vertrag soll die Klimaneutralität bis 2050 garantieren. Klimaschutz sei «unsere dringendste Aufgabe», sagte die neue EU-Chefin. Ein solches Umdenken wäre ohne das Engagement der von Greta angestossenen Bewegung wohl nicht vorstellbar.
Am 20. August vor einem Jahr, dem ersten Schultag nach den Ferien, liess eine junge Schwedin den Unterricht sausen und setzte sich vors Parlament in Stockholm. Sie wollte ein Zeichen für den Umweltschutz setzen. Ihr «Schulstreik fürs Klima», wie auf ihrem Protestschild stand, machte Greta Thunberg (16) weltberühmt. Und sorgte bei vielen Menschen und Regierungen für ein Umdenken.
So hat Gretas Schulstreik die Welt verändert:
1. Weltweite «Fridays for Future»-Streiks
Anfang des Jahres schwappte Gretas Schulstreik auf andere Länder über. In ganz Europa, aber auch in Asien, Australien und den USA streiken Jugendliche «für die Zukunft». Mehr als 26'000 namhafte Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum haben sich hinter die Forderungen der jungen Klimaschützer gestellt.
2. Flugscham ist ein geflügeltes Wort
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