Um Himmels Willen!
Bistum wegen Papst-Besuch vor Konkurs

Der eintägige Besuch von Papst Franziskus in Genf kostet viel Geld. Dem zuständigen Bistum droht gar der Konkurs.
Publiziert: 19.06.2018 um 23:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:20 Uhr
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Der Papstbesuch in Genf wird teuer.
Foto: AFP
Gabriela Battaglia

Die 41'000 Tickets für die morgige Papstmesse in Genf waren begehrt. Damit in den Palexpo-Hallen beim Flughafen alles glatt läuft, wurden extra fünf Grossbildschirme und eine Beschallungsanlage installiert. So können alle Gläubigen den Worten von Papst Franziskus (81) folgen. Die 41'000 Stühle liessen die Organisatoren aus Paris ankarren.

Besonders teuer sind aber die Sicherheitsmassnahmen. Das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg musste 50 Sicherheitsportale mieten, das ist ein grösseres Dispositiv als am Flughafen Genf. Hinzu kommen die Logistikkosten.

Das Bistum rechnet mit Kosten von insgesamt weit über 2 Millionen Franken. Ein riesiger Betrag für ein Bistum, der quasi das Jahresbudget (auch zwei Millionen Franken) sprengt. Zudem verfügt man nur über Eigenmittel von rund 300'000 Franken.

Keine Finanzspritze vom reichen Vatikan

Auch wenn der Vatikan im Geld schwimmt, wird der päpstliche Schweiz-Besuch mit keinem Rappen aus Rom gesponsert. Auch für die Messe dürfen keine Eintrittsgebühren erhoben werden. Nicht einmal eine Kollekte erlaubt der Heilige Stuhl. Dem Bistum droht darum der Konkurs.

Auf der Webseite des Bistums wird die Rechnung gemacht. Eingangs heisst es zwar: «Die Teilnahme an dieser Eucharistiefeier ist natürlich gratis.» Dann wird aufgelistet: «Ihre Teilnahme verursacht jedoch Kosten: 10 Fr. für die Sicherheit, 16 Fr. für die Infrastruktur, 5 Fr. für die Liveübertragung, 2 Fr. für den Ticketservice, 2 Fr. für den Strom, 7 Fr. für die Logistik usw.» Zählt man alles zusammen, kommt man bei 41'000 Besuchern auf Kosten von mehr als zwei Millionen Franken. 

Die Diözese hat deshalb eine öffentliche Bettelaktion gestartet. «Die einzige Lösung, um das Loch zu stopfen, sind Spenden», sagt Finanzchef Jean-Baptiste Henry de Diesbach.

Bischof Charles Morerod gibt am Mittwoch Entwarnung. «Die Kosten für die Messe am Donnerstag werden voraussichtlich keine Schulden hinterlassen», sagt Morerod in einem Interview der Westschweizer Zeitung «La Liberté». «Wir haben zwar keinen grossen Sponsor gefunden, aber Spender verschiedenster Art, Körperschaften aus der ganzen Schweiz unterstützen uns.»

So läuft der Besuch ab

Am Donnerstag um 10.10 Uhr ­landet Papst Franziskus in einer Alitalia-Maschine am Flughafen Genf-Cointrin. Dort wird er von Bundespräsident Alain Berset ­sowie den Bundesräten Doris Leuthard und Ignazio Cassis begrüsst. Im Anschluss besucht Franziskus den Weltkirchenrat, wo er um 15.45 Uhr eine Ansprache hält. Um 17.30 Uhr beginnt in den Palexpo-Hallen seine Messe, 41 000 Gläubige werden erwartet. Gegen 20 Uhr schliesslich fliegt der Pontifex zurück nach Rom.

Am Donnerstag um 10.10 Uhr ­landet Papst Franziskus in einer Alitalia-Maschine am Flughafen Genf-Cointrin. Dort wird er von Bundespräsident Alain Berset ­sowie den Bundesräten Doris Leuthard und Ignazio Cassis begrüsst. Im Anschluss besucht Franziskus den Weltkirchenrat, wo er um 15.45 Uhr eine Ansprache hält. Um 17.30 Uhr beginnt in den Palexpo-Hallen seine Messe, 41 000 Gläubige werden erwartet. Gegen 20 Uhr schliesslich fliegt der Pontifex zurück nach Rom.

18’000 Einzahlungsscheine gedruckt und in Pfarreien verteilt

Bistums-Bischof Charles Morerod hat daher die Pfarreien seiner Diözese um Spenden gebeten. Die Diözese druckte 18'000 Einzahlungsscheine. 3000 wurden bisher an Pfarreien verteilt, die darum gebeten hatten. Ziel: Die Priester sollen an die Grosszügigkeit ihrer Gläubigen appellieren und ihnen die Einzahlungsscheine verteilen. 

Die Situation ist absurd. «Die katholische Kirche in der Schweiz ist im Grunde nicht arm», sagt de Diesbach. «Das Geld zirkuliert aber oft ausserhalb der Bistümer.» Schon eine Spende von 10'000 Franken pro Kirchgemeinde würde ausreichen, um die Kosten zu decken. «Aber nicht alle können sich so einen Betrag leisten», sagt de Diesbach der Zeitung «La Liberté». Aktuell ist man beim Bistum mit letzten Vorbereitungen beschäftigt. Für Auskünfte über das Finanzloch fehlt die Zeit.

Immerhin: Auch die Bischöfe der anderen fünf Bistümer der Schweiz haben den Bettelbrief aus Freiburg in ihren Pfarreien gestreut. Wie viel bisher zusammengekommen ist? Unklar.

Einnahmen von 1 Milliarde Franken – aber nicht für das Bistum

Tatsache ist: Die katholischen Kirchgemeinden und Landeskirchen in der Schweiz nehmen unabhängig von den Bischöfen jährlich rund eine Milliarde Franken ein. Das Geld bleibt aber dort, wo es herkommt.

Ein Kirchenmann bringt die Diskrepanz auf den Punkt: «Skandalös. Diese Milliarde wird in den Gemeinden und Landeskirchen verbraucht, die haben nicht mal zwei Promille für den Papst übrig.»

Man scheint an Defizite gewohnt: Der letzte Papstbesuch in der Schweiz 2004 in Bern verursachte ein Defizit von 900'000 Franken. Eine ziemlich unchristliche Summe.

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