Ganz und gar nicht museal kommt der Geschäftsbericht des Naturhistorischen Museums Bern daher. Er ist ein Kurzvideo, in dem ausgestopfte Tiere zum Leben erweckt werden.
Der Gorilla beginnt plötzlich zu reden – es ist Museumsdirektor Christoph Beer, der erzählt, worauf er besonders stolz ist. Dann mischen sich eine Schildkröte ein, ein Faultier, eine Eule und natürlich der legendäre Rettungshund Barry. Alles Präparate, die mit den Stimmen von Mitarbeitern des Museums sprechen und deren menschlichen Züge annehmen. Und skurril wirres Zeug von sich geben.
Früher waren es Zombies
Es ist bereits der vierte Geschäftsbericht, der auf solch unkonventionelle Art daherkommt. Vergangenes Jahr irrlichterten in einem Horror-Video die Angestellten als Zombies durch die Räume – passend zur Ausstellung «Weltuntergang».
Der Mut, der Witz und die Extravaganz wurden jetzt belohnt: Am Donnerstagabend erhielt der Kurzfilm «Büsu 4» in Bern einen von sieben goldenen Edi. Es ist die höchste Schweizer Auszeichnung in der Werbefilm-Branche. «Die Animationen sind sehr charmant umgesetzt und die Dialoge sind sehr geistreich, witzig und mutig», heisst es in der Begründung der Jury. Der Clip sei «der diesjährige Benchmark im Corporate Film».
Lust statt Zahlen
«Wir freuen uns natürlich sehr», sagt Marketing- und Kommunikationsleiter Simon Jäggi, der das Konzept zusammen mit der Produktionsfirma Lomotion ausgeheckt hat. BLICK-Lesern ist Jäggi bekannt als Autor der Tierkolumne «Wild im Herzen», die jeden zweiten Freitag erscheint.
Statt dicker Geschäftsberichte auf Papier, «die ohnehin kaum jemand liest», habe man sich vor ein paar Jahren für das überraschende Format entschieden. Die Videos sollen vor allem Lust aufs Museum machen. Wer die Zahlen und Fakten im Detail haben will, findet sie auf der Website.
Unkonventionell und mutig
Der tierisch schräge Geschäftsbericht passt zum Naturhistorischen Museum Bern, das auch mit seinen Ausstellungen immer wieder für Aufsehen sorgt und alles andere als verstaubt oder belehrend-didaktisch daherkommt – obschon es der traditionsbewussten Burgergemeinde Bern gehört. «Sie steht voll hinter unserem Anspruch, unkonventionell und mutig zu sein», sagt Jäggi.
Die Auszeichnung ist nun auch Verpflichtung: Im Museum überlegt man sich schon jetzt, wie die Fortsetzung von «Büsu 4» nächstes Jahr aussehen soll. Gut möglich, dass es wieder ein Brüller wird.