Christopher S. erlebte heute seinen persönlichen «Black Friday». Seinen schwarzen Freitag.
Dem Berner, der bürgerlich Christoph Spörri heisst, wurde vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland vorgeworfen, er habe zwei Männer damit beauftragt, seine Musiksammlung anzuzünden. Kurz vor dem Brand seines Lagers in Ostermundigen BE hatte Spörri die Sammlung für 200'000 Franken versichern lassen. (BLICK berichtete). Jetzt muss der DJ ins Gefängnis.
Das Gericht befand den Berner heute Nachmittag unter anderem der Anstiftung zur Brandstiftung und des versuchten Betrugs für schuldig und verurteilte ihn zu einer Gefängnisstrafe von 72 Monaten – das sind genau 6 Jahre.
Er will in Berufung gehen
Spörri und sein Anwalt hatten auf unschuldig plädiert. Der Staatsanwalt forderte eine Freiheitsstrafe von 75 Monaten.
Der Anwalt des Star-DJs kündigte nach der Urteilsverkündung noch im Gerichtssaal Berufung an.
Die anderen beiden Angeklagten wurden zu 42 Monaten Gefängnis unbedingt beziehungsweise zu 24 Monaten Gefängnis bedingt verurteilt.
«Er überliess die Drecksarbeit anderen»
Die beiden Komplizen hatten am Abend des 1. Mai 2012, als sie das Schallplatten-Lager in Ostermundigen BE anzündeten, teils schwere Verletzungen erlitten.
Der Richter sagte heute bei der Urteilsbegründung über Drahtzieher Spörri: «Er überliess die Drecksarbeit anderen. Er blieb im Hintergrund und beschaffte sich ein Alibi mit einem Fussballspiel.»
Für den Staatsanwalt war von Anfang an klar gewesen, dass Spörri den Brand in Auftrag gegeben hatte. Er habe als Einziger Interesse an der Zerstörung der Plattensammlung gehabt.
Denn: Spörri sei es finanziell schlecht gegangen. «Es brannte damals an allen Ecken», erklärte der Staatsanwalt. Der DJ habe das Versicherungsgeld kassieren wollen, um seinen hohen Lebensstandard zu halten.
Wie der Staatsanwalt weiter ausführte, ging es Spörri auch bei seinen zwei GmbHs, die er im selben Zeitraum gegründet hatte, nur um die Beschaffung von privatem Geld – es habe fast keine Geschäftstätigkeiten gegeben. Eine der beiden GmbHs, eine Kleiderfirma, habe Spörri absichtlich in den Konkurs getrieben. Dabei hatte ein Kollege von ihm 50'000 Franken in den Aufbau der Firma gesteckt. Spörri gab zwar zu, in Finanz-Dingen ein Chaot zu sein, Privates aber stets von Geschäftlichem getrennt zu haben. «Am Schluss hat die Buchhaltung gestimmt.»
Keine Kuscheljustiz für das SVP-Mitglied
Noch Anfang dieser Woche war der DJ erstaunlich zuversichtlich. Spörri beteuerte gegenüber BLICK seine Unschuld. «Die Vorwürfe stimmen nicht», sagt er noch am Dienstag. «Mir geht es gut.» Und sein Anwalt Stefan Emmenegger ergänzte: «Wir sind guten Mutes, dass das Gericht den Anträgen der Staatsanwaltschaft nicht folgt und bestätigt, dass Spörri nicht am Brand beteiligt war.»
Es kam nun anders. Dass das Gericht dem Antrag des Staatsanwalts fast komplett gefolgt ist und Christopher S. zu 72 Monaten verurteilt hat, lässt vermuten, dass man Härte zeigen wollte.
Im BLICK-Interview im Jahr 2011 (wenige Monate vor dem Brand) unterstützte Christopher S. die SVP-Ausschaffungsinitiative: «Wer sich in unserem Land nicht korrekt verhält, sollte ausgewiesen werden können», sagte er. Und er bezeichnete die Kriminalität als eines der drängendsten politischen Probleme, «da diese auch durch die Migration auftritt.»
Christopher S. ist eingetragenes Mitglied der SVP Belp. Heute erlebte er alles andere als eine Kuscheljustiz. (btg/bö/noo)