Sie wollen mehr Essen, Sex und Geld
Thorberg-Häftlinge drohen jetzt mit Hungerstreik!

Dutzende Häftlinge der Berner Strafanstalt Thorberg streiken seit Freitag. Sie fordern mehr Essen, mehr Geld – und ein Sex-Zimmer. Die Gefängnisleitung will bis Ende Woche reagieren.
Publiziert: 20.11.2017 um 18:37 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:43 Uhr
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Die Justizvollzugsanstalt Thorberg: Hier streiken seit Freitag rund 50 Häftlinge. (Archivbild)
Foto: Keystone

Sie haben genug: In der Berner Justizvollzugsanstalt Thorberg streiken die Häftlinge. BLICK liegt ein dreiseitiger Forderungskatalog vor. Besonders Punkt 7 hat es in sich: Die Knastis fordern ein Sex-Zimmer. «Es ist ein Privatzimmer notwendig, weil viele Beziehungen kaputt gehen, weil das Sexualleben fehlt», heisst es.

«Viele würden gern eine Familie gründen, bevor sie und ihre Partnerin zu alt werden.» In den Strafanstalten Pöschwies (ZH) und Bostadel (ZG) gibt es sogenannte Beziehungszimmer. In der grossen Justizvollzugsanstalt Lenzburg AG dagegen gibt es wie im Thorberg keine «Beziehungszimmer».

Die Thorberg-Insassen fordern von der Anstalts-Leitung nebst dem Sex-Zimmer aber auch mehr Lohn. Während sie monatlich lediglich 320 Franken verdienen würden, bekämen die Gefangenen in der JVA Lenzburg 400 Franken. Das bestätigt auch der Lenzburger Gefängnisdirektor Marcel Ruf.

BLICK weiss: Die meisten der Thorberg-Insassen haben den Forderungskatalog unterschrieben. «Es sind rund 90 Prozent. Von allen vier Stockwerken», sagt ein Häftling zu BLICK. «Die anderen haben nicht unterschrieben, weil sie Angst haben, nach der Verbüssung von zwei Dritteln ihrer Strafe nicht freizukommen.»

Stellungnahme bis Ende Woche

Die Unterschriften wurden heute von jedem Stockwerk an die Gefängnisleitung übergeben. «Wir streiken weiter. Ein paar überlegen sich bereits, in den Hungerstreik zu treten.» Was jetzt im Thorberg passiert, ist unklar. «Wir nehmen an, dass die Taktik des Aussitzens angesagt ist», so der Häftling. «Das können wir nicht akzeptieren. Wir halten an unseren Forderungen fest.»

Thorberg-Direktor Thomas Egger kündigte heute Mittag an: «Wir werden das Papier analysieren. Bis Ende Woche werden wir gegenüber den Streikenden eine erste Stellungnahme abgeben.» Auf dem Thorberg in Krauchthal BE sitzen rund 180 Häftlinge ein.

Dass mehrere Dutzend Häftlinge gemeinsam streikten, sei selten, sagt Egger. Aber offensichtlich funktioniere die Gruppendynamik. «Wir sind überzeugt, dass manche Streikende lieber arbeiten würden», erklärte Egger. Doch es gebe in einer Strafanstalt eben eine Hackordnung. (btg/SDA)

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