Sie schliefen bei minus 30 Grad auf 4158 m ü. M.
Diese Männer verbrachten die Nacht auf der Jungfrau

Vom Wetterumschwung überrascht, konnten zwei Alpinisten am Sonntag nicht mehr vom Jungfraugipfel absteigen. Erst am nächsten Tag wurden sie gerettet.
Publiziert: 20.09.2017 um 15:25 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:00 Uhr
1/5
Da freut sich jemand auf den Heli: Zwei Esten mussten in der Nacht auf Montag auf dem Gipfel der Jungfrau übernachten.
Foto: Rettungsstation Lauterbrunnen
Sascha Schmid

Einen ungemütlichen Schlafplatz hatten zwei Alpinisten aus Estland in der Nacht auf Montag. Sie waren am Sonntag auf den Jungfraugipfel (4158 m ü. M.) im Berner Oberland gestiegen. Und kamen nicht mehr weg.

Denn das Wetter hatte umgeschlagen. Es schneite und stürmte. Weil sie den Abstieg nicht mehr wagten, schlugen die Esten Alarm. Gegen 19 Uhr telefonierten sie mit der Rettungsstation Lauterbrunnen BE und berichteten, dass sie den Abstieg wegen der erheblichen Schneefälle und Schneeverfrachtungen nicht mehr wagen.

Zudem seien sie durchnässt und erwarteten nun Hilfe durch die Bergretter. Doch die Gipfelstürmer mussten lange warten. Wegen der Dunkelheit und des Wetters konnten die Retter weder zu Fuss noch mit dem Helikopter auf die Jungfrau. «Die Alpinisten waren nicht verletzt, darum wollten wir keine Risiken für unsere Leute eingehen», sagt Rettungschef Urs Schäfer zu BLICK.

Gefühlte minus 20 bis minus 30 Grad

Die beiden Alpinisten mussten daher auf dem Gipfel übernachten. Die Temperaturen lagen bei rund minus 15 Grad. «Mit Windböen von 40 bis 60 km/h lag die gefühlte Temperatur zwischen minus 20 und minus 30 Grad», sagt Cédric Sütterlin von Meteonews zu BLICK.

Am nächsten Morgen war bereits eine Rettungskolonne unterwegs, als die Wolkendecke plötzlich aufriss. So konnte ein Heli von Air Glaciers zum Gipfel fliegen und die beiden Alpinisten ins Tal bringen.

Urs Schäfer, Chef der Rettungsstation Lauterbrunnen, leitete die Bergung an der Jungfrau.
Foto: Zvg

«In der Heli-Basis sind sie herumgesprungen, um sich aufzuwärmen», erzählt Rettungschef Schäfer. Erfrierungen oder andere Verletzungen zogen sich die beiden Touristen nicht zu. Sie hatten es ihrer guten Ausrüstung zu verdanken.

Gute Kleider schützten vor Erfrierungen

Damit lässt sich eine Nacht im Schneesturm auf 4158 Metern über Meer durchaus überleben. «Es ist zwar hart und ungemütlich, aber sonst geht das schon», sagt Schäfer.

Ein Schneeloch, um sich vor Wind und Wetter zu schützen, konnten die Alpinisten nicht graben. Wegen des Sturms lag dafür zu wenig Schnee auf der Jungfrau.

Der Schneesturm war angekündigt. Trotzdem stiegen die Esten auf den Gipfel. «Es kommt immer wieder und immer mehr vor, dass Bergsteiger den Wetterbericht nicht konsultieren und den Aufstieg einfach probieren.»

Das werden die beiden Esten in Zukunft bestimmt tun. Schäfer: «Sie haben wohl ihre Lektion gelernt.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?