Polizist bemalt Gummigeschoss vor Fussballmatch
Smiley war für Hooligans gedacht

Der Polizist, der ein Smiley auf eine Gummimunition gezeichnet hat, war in der Krawall-Nacht nicht vor der Berner Reitschule im Einsatz. Die Geschmacklosigkeit hat deshalb keine Folgen für ihn.
Publiziert: 11.09.2018 um 19:30 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:53 Uhr
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Nach den Zusammenstössen von Anfang September vor der Berner Reitschule fanden Mitarbeiter dieses Gummigeschoss.
Foto: facebook.com/Reitschule
Georg Nopper

Ein Polizist hat ein Smiley auf eine Gummikugel gezeichnet, welche die Berner Kantonspolizei bei Auseinandersetzungen vor der Berner Reitschule Anfang September abschoss. Der Beamte beichtete dies bei seinem Chef. Doch der Hohn galt offenbar keinen Reitschule-Besuchern, sondern gewaltbereiten Fussballfans.

Die Berner Kantonspolizei hatte zunächst erklärt, man könne sich nur schwer vorstellen, dass Polizisten das Smiley zu verantworten hätten. So etwas würde nicht toleriert.

Trotzdem: Die Geschmacklosigkeit bleibt ohne Folgen für den betreffenden Mitarbeiter, wie jetzt bekannt ist.

«Nicht aus einer Gesinnung heraus»

Polizei-Sprecherin Ramona Mock: «Uns geht es um einen respektvollen Umgang der Polizisten während ihrer Einsätze.» Der Mitarbeiter, der das Smiley auf dem Gummigeschoss gezeichnet habe, sei bei den Zusammenstössen vor der Reitschule Anfang September nicht im Einsatz gewesen.

«Er hat glaubhaft geschildert, dass er das Smiley aus Gedankenlosigkeit zu einem früheren Zeitpunkt bei einem Einsatz während einer Sportveranstaltung aufgemalt habe», sagt Mock zum BLICK. «Es geschah also nicht aus einer Gesinnung heraus.» Deshalb habe die Sache keine personalrechtlichen Konsequenzen für ihn.

Das Smiley-Geschoss hätte ursprünglich einen Fussball-Hooligan treffen können: Wie Mock dem BLICK erklärt, bemalte der Polizist das Gummigeschoss beim Einsatz anlässlich des Fussballspiels FC Thun – GC vom 6. Mai. Damals sei jedoch keine Gummimunition angewendet worden.

Gummigeschosse werden neu vor jedem Einsatz geprüft

Die Kantonspolizei Bern hat inzwischen Vorkehrungen getroffen, um solche Pannen zu verhindern: In Zukunft werden die Gummigeschosse vor jedem Einsatz geprüft, wie Mock erklärt.

Die Betreiber der Reitschule werfen der Kantonspolizei nach den Zusammenstössen gezielte Provokation vor. Die Beamten hätten ausserdem ohne genügenden Abstand und auf Kopfhöhe Gummigeschosse abgefeuert. Zudem seien Personen, die das Geschehen filmen wollten, an ihrem Vorhaben gehindert worden.

Die Reithalle fordert in einem offenen Brief ein Verbot von Gummigeschossen und Massnahmen für eine stärkere Kontrolle der Polizei.

Der kantonale Polizeidirektor Philippe Müller verteidigte vergangene Woche in einem Interview das Vorgehen der Beamten. Wenn Polizisten mit Flaschen und Eisenstangen attackiert würden, dann sei es vorbei mit Deeskalation, sagte der Freisinnige. Dann müssten sich die Beamten wehren. 

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