Gerade einmal zwei Monate ist Pfarrer Jonas Lutzweiler (35) im Amt, als seine Kirche vergangene Woche in Flammen aufgeht. Die Kirchturmspitze stürzt teilweise ein, reisst ein Loch ins Kirchenschiffdach der reformierten Kirche von Herzogbuchsee BE. Das Flammen-Inferno ereignet sich ausgerechnet an Heiligabend!
Auch Tage später ist der 35-jährige Pfarrer noch immer sichtlich ergriffen. «Das ist natürlich erschütternd gewesen», sagt Lutzweiler am Sonntag zu «TeleBärn». «Ich hab mir vorgestellt: So ähnlich muss es bei Leuten sein, bei denen Bomben runterfallen und Krieg ist – wenn auch nicht ganz so schlimm natürlich, bei uns ist schliesslich niemand zu Schaden gekommen. Das ist das Wichtigste.»
Es ist das erste Mal, dass sich der Pfarrer von Herzogenbuchsee zum Brand-Drama in seiner Kirche äussert. Statt in der Kirche müssen die Gottestdienste vorläufig im Gemeindesaal abgehalten werden. Dieser wurde mit einigen Krippenfiguren, die aus der Kirche gerettet werden konnten, dekoriert. Lutzweiler ist besonders dankbar für die Solidarität in der katholischen Nachbarsgemeinde. Auch dort dürfen Gottesdienste der Reformierten stattfinden.
Kirche darf noch nicht betreten werden
Der Wiederaufbau der evangelisch-reformierten Kirche in Herzogenbuchsee soll so schnell wie möglich eingeleitet werden. Das hat der Kirchgemeinderat an einer ausserordentlichen Sitzung bereits beschlossen.
Das Dach des Kirchenschiffs konnte mittlerweile an den beschädigten Stellen gedeckt werden, um das Eindringen von Regen zu verhindern. Die Kirche steht grundsätzlich stabil, heisst es in der Mitteilung. Sie darf jedoch aus Sicherheitsgründen weiterhin nicht betreten werden, da sich Teile der Gipsdecke lösen können. Das Gebäude ist daher für die Öffentlichkeit bis auf weiteres gesperrt.
Am späten Dienstagabend – nach dem zweiten Ausbruch des Feuers in der Kirchturmspitze – war ein Teil von deren Dachkonstruktion eingestürzt und hatte ein Loch ins Kirchenschiffdach gerissen. Aus diesem Grund wurde noch am Donnerstagvormittag die gesamte Kirchturmspitze abgetragen.
Feuerwehrmann verletzt
Die Glocken seien noch intakt, sagte Gemeindeverwalter Rolf Habegger gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Orgel allerdings habe einen Wasserschaden und müsse komplett ausgebaut werden. Um den Wasserschaden auch im Kirchenschiff in Grenzen zu halten, wird nun ein Notdach aufgebaut.
Ausser einem Feuerwehrmann, der während des stundenlangen Einsatzes vor Ort medizinisch versorgt worden war, wurden laut der Polizei keine weiteren Personen verletzt. Die Bewohner der beiden vorübergehend evakuierten Häuser konnten mittlerweile zurückkehren. (kin)