Einige Studenten der Uni Bern hatten letzten Donnerstag leichtes Spiel. Sie kannten die Lösungen ihrer Prüfung. Professorin Jolanta Kren Kostkiewicz bemerkte das Prüfungs-Puff und beschuldigte die Studenten des Betrugs. Sie sprach sogar von einem Hacker-Angriff auf Uni-Computer (BLICK berichtete).
Die Studenten wehrten sich gegen die Vorwürfe, gaben allein der Dozentin die Schuld. Diese habe nämlich einfach eine alte Prüfung aus dem Jahr 2013 verwendet. Nur das Datum wurde geändert, so der Vorwurf (BLICK berichtete).
Und die alte Prüfung sei auch nicht durch einen Hack in die Hände der Studenten gelangt, sondern mal online gewesen und liess sich danach mit einem Internet-Archivdienst abrufen.
Jetzt rudert Professorin Kostkiewicz zurück, entschuldigt sich sogar bei den Studenten. «Das war ein Fehler», schreibt Jolanta Kren Kostkiewicz in einem Schreiben an ihre Studenten, das dem BLICK vorliegt.
Fataler Irrtum
Ihr war nicht bewusst, dass die Prüfung 2013 auf der «Website des Instituts aufgeschaltet war», heisst es weiter. Von Hackern ist nicht mehr die Rede. Sie habe die alte Prüfung mit leichten Änderungen nochmals verwendet, im Glauben, die Studenten würden diese nicht kennen. Ein fataler Irrturm!
«Viele Studenten haben bei der Prüfung zweimal hingesehen, konnten es nicht glauben, dass da Wort für Wort die alten Aufgaben aus der Prüfung von 2013 gestellt wurden», sagt Student J. K.* zu BLICK. Und doppelt nach: «Die war einfach zu faul, eine neue Prüfung zu schreiben.» Ein Vorwurf, zu dem sich Kren Kostkiewicz heute Montag gegenüber BLICK nicht mehr äussern möchte.
Wiederholungsprüfung angesetzt
Auch wenn die Professorin ihre Schuld eingesteht, sind die Leidtragenden die Studenten. Weil einige die Musterlösung kannten und manche nicht, lässt die Pannen-Professorin nun alle zu einer Wiederholung der Prüfung an diesem Samstag antanzen. Wer da nicht kann, wird an einen Ersatztermin im Herbst verwiesen.
Die Studentenschaft der Universität Bern (SUB) will aber dagegen vorgehen. Denn die Schuld liege ja bei der Professorin. Man kann deswegen nicht alle Studenten zu einer Kollektivstrafe verdonnern. (jmh)
* Name geändert