Im Februar 2018 ragen in Frutigen BE meterhohe Flammen in den Himmel. Dichter Rauch steigt auf. Das jahrhundertealte Bauernhaus brennt bis auf die Grundmauern nieder. Dann der erste Schock: Von der Bewohnerin fehlt jede Spur! Sie gilt als vermisst.
Am nächsten Tag ist der Verdacht traurige Gewissheit: Hausbewohnerin Daniela S.* († 41) ist tot. Die Einsatzkräfte finden ihre verkohlte Leiche in den Trümmern. Bald schon wird klar: Die Frau ist nicht qualvoll im Rauch erstickt. Sie war schon vorher tot – möglicherweise ermordet!
Das Opfer arbeitete über elf Jahre lang im Gemeindehaus von Frutigen. Sie war EDV-Co-Leiterin und Sekretärin für Kultur und Freizeit, man kannte sie. Ihr plötzlicher Tod versetzte das Dorf im Berner Oberland in tiefe Trauer. Gemeindeschreiber Peter Grossen sagte damals zu BLICK: «Wir sind alle tief erschüttert. Ihr Verlust schmerzt uns sehr.»
Drei Tage nach dem verheerenden Feuer verhaftet die Polizei in Frankreich im Zusammenhang mit dem Tod von Daniela S. einen Mann. Der Verhaftete ist der Lebensgefährte der Toten, Robert S.* (heute 57).
«Es war eine On-off-Beziehung»
Etwa ein Monat vergeht, bis der mutmassliche Täter an die Schweiz ausgeliefert wird. Seither sitzt er in U-Haft. Mehrfach ersucht Robert S. um Haftentlassung – blitzt aber immer wieder ab. Er wehrt sich sogar bis vors Bundesgericht, doch ohne Erfolg.
Dem Angeklagten Robert S. gehörte eine Maschinenherstellerfirma mit rund einem Dutzend Angestellten in Frutigen. Vor der Tat waren er und sein mögliches Opfer etwa drei Jahre lang ein Paar. «Es war eine On-off-Beziehung», sagte ein Bekannter damals im Gespräch mit BLICK. «Robert wollte sich trennen. Doch Daniela drohte mit Selbstmord und setzte ihn per SMS unter Druck.»
Rastete Robert S. deshalb aus und wurde so zum Killer?
Daniela S. starb an schwerer Kopfverletzung
Eine Antwort auf diese Frage wird nun das Regionalgericht in Thun BE finden müssen. Ab heute steht Robert S. dort fünf Tage lang vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in der Anklageschrift neben vorsätzlicher Tötung auch Brandstiftung und Störung des Totenfriedens vor.
Der Angeklagte soll seiner Partnerin schwere Kopfverletzungen zugefügt haben. Diese seien entweder durch einen Schuss oder einen massiven Schlag mit einem Gegenstand verursacht worden. Danach habe er Heizöl und Diesel ausgeleert und das Haus angezündet, um die Spuren zu verwischen – im Wissen, dass Daniela S. im Schlafzimmer tot auf dem Bett lag. So soll er laut Staatsanwaltschaft ihren Totenfrieden gestört haben.
37 Gewehre und Pistolen sichergestellt
Was auch aus der Anklageschrift hervorgeht: Der mutmassliche Killer war offensichtlich ein leidenschaftlicher Waffenfreund. Mehr als drei Dutzend Gewehre und Pistolen hat die Polizei bei S. beschlagnahmt. Darunter auch ein grosskalibriges Scharfschützengewehr.
Noch kann und muss sich die Staatsanwaltschaft nur auf Indizien stützen – und manches in diesem Fall ist undurchsichtig. Ein Geständnis gibt es nicht.
Die Befragung von Robert S. ist gleich für heute Montag geplant, den ersten Verhandlungstag.
* Namen d. Red. bekannt