«Irgendetwas passiert da draussen in der Gesellschaft»
Das Inselspital ist alarmiert über Angriffe aufs Personal

Die Angestellten des Notfallzentrums des Berner Inselspitals mussten im letzten Jahr 1200 Mal Verstärkung beim hauseigenen Sicherheitsdienst anfordern. Für den Chefarzt ist dies besorgniserregend.
Publiziert: 28.02.2019 um 11:41 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2019 um 14:14 Uhr
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In der Notaufnahme des Inselspitals Bern hat die Anzahl der Zwischenfälle mit aggressiven Patienten bedrohlich zugenommen.
Foto: Keystone

Innert zwei Jahren haben sich die Einsätze des hauseigenen Sicherheitsdienstes am Berner Inselspital verdoppelt. Diese Zahlen sind erschütternd: Dreimal pro Tag musste das Spital-Personal im vergangenen Jahr durchschnittlich Verstärkung anfordern. Dies berichtet «Radio Energy». 

Insgesamt wurden 2018 im Notfallzentrum des Inselspitals rund 1200 Fälle gezählt, bei denen der hauseigene Sicherheitsdienst zugezogen werden musste. Das sind 33 Prozent mehr als im Vorjahr und doppelt so viele als noch 2016. Der Chefarzt des Notfallzentrums, Aristomenis Exadaktylos, ist beunruhigt: «Das zeigt, dass irgendetwas draussen in der Gesellschaft passiert, das so nicht sein dürfte. Das erschreckt mich sehr.»

«Häufig Alkohol und Drogen im Spiel»

Bei den Zwischenfällen handelt es sich nicht nur um physische, sondern auch um verbale Attacken. «Drohungen gegen das Leben sind traumatisierend, vor allem für unsere jüngeren Mitarbeiterinnen», sagt Exadaktylos im Interview mit dem Radiosender.

Es seien vor allem Frauen betroffen. Eine Todesdrohung könne wegen der traumatisierenden Folgen unter Umständen sogar schlimmer sein als beispielsweise ein Schlag in den Bauch. «Besonders häufig sind bei aggressiven Patienten Alkohol oder Drogen im Spiel», sagt der Chefarzt.

Schliessbare Empfangstheke

Das Inselspital hat bereits Massnahmen ergriffen, um das Personal besser zu schützen respektive besser auf solche Situationen vorzubereiten. Einerseits werden Schulungen fürs Personal durchgeführt. Andererseits wurden auch bauliche Massnahmen ergriffen. So verfügt die Empfangstheke neu über drei Schaltereinheiten. Diese können zum besseren Schutz der Mitarbeitenden geschlossen werden, wenn Gefahr von einer aggressiven Person droht.

Für die Innenraumgestaltung der Notfallaufnahme setzten die Verantwortlichen zudem auf warme Farben und Licht, was beruhigend auf die Patienten wirken soll. Ausserdem soll ein Landschaftsbild aus dem Berner Oberland deeskalierend wirken. «Diese Umbauten basieren auf neusten psychologischen Standards. Da sind wir führend», sagt Exadaktylos. Der Umbau wurde im Dezember abgeschlossen. Seither seien die Patienten weniger gestresst.

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