Hacker am Werk? 160 Studis müssen wiederholen
Prüfungs-Puff an der Uni Bern

Studenten der Uni Bern hatten leichtes Spiel: Bei einer Prüfung kannten sie bereits die Lösungen. Die zuständige Professorin vermutet Hacker dahinter. Nun müssen 160 Studis nochmal antraben – während den Ferien.
Publiziert: 09.06.2017 um 16:32 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:23 Uhr
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Hier, am Institut für Internationales Privatrecht und Verfahrensrecht der Uni Bern, kam es zu einer Prüfungs-Panne.
Foto: Adrian Moser/Universitaet Bern

Ein Student, der sich bei BLICK gemeldet hat, ist stinkhässig auf die Universität Bern. Der Vorwurf: In seiner gestrigen Prüfung für das Seminar Schuldbetreibungs- und Konkursrecht wurde die gleiche Prüfung verwendet wie im Jahr 2013. Nur das Datum auf dem Titelblatt wurde geändert.

Zur Freude viele Studenten: Prüfung samst Lösungswege kursierten im Netz.

Und nicht nur das: Viele Studenten haben zuvor davon gewusst. Konnten sich mit den Lösungen perfekt vorbereiten. Klarer Fall von Betrug, klagt der Student. Er selber hatte die Fragen und Lösungen nicht.

Prüfung wird wiederholt

BLICK konfrontiert die Universität Bern mit diesen Anschuldigungen. Dort weiss man von der Panne. «So etwas ist mir noch nie passiert», sagt Jolanta Kren Kostkiewicz (64) von der Uni zu BLICK. Dass etwas nicht stimmt, wurde beim Blick auf die Prüfungen schnell klar.

«So etwas ist mir noch nie passiert»: Jolanta Kren Kostkiewicz (64), Uni Bern.

Doch die werden den Studenten nichts bringen. Denn es wird eine neue Prüfung geben, erklärt Kren Kostkiewicz. «160 Studenten müssen nochmals antraben. Sehr wahrscheinlich müssen x Studenten ihre Ferien stornieren.»

Die Professorin ärgert sich sehr über die ganze Angelegenheit und ist ratlos. «Ich kann mir nicht erklären, woher einige Studierende wussten, welche Prüfung ich nehmen werde.» Für ihre Mitarbeiter legt die Professorin die Hand ins Feuer. Die Lücke vermutet sie an anderer Stelle. «Wahrscheinlich wurde einer unserer Computer gehackt», befürchtet sie.

Keine Schuldgefühle

Dass alte Prüfungen mit Lösungsweg für Übungszwecke bereitgestellt werden, ist an und für sich nichts Besonderes. Die Uni selber stellte sie ins Netz. «Das hat für Transparenz gesorgt. So wussten die geprüften Studierenden, wie die Lösungen aussehen, konnten sich gut vorbereiten», erklärt die Professorin die Idee dahinter.

«Wir bedauern den Umstand»: Prüfungs-Info für die Schüler.

Doch die Uni veröffentlichte erst Prüfungen ab dem Jahr 2014. Die Prüfung von 2013 ist eigentlich nicht im Internet zu finden.

Den Vorwurf, die alte Prüfung einfach Wort für Wort übernommen zu haben, weist Kren Kostkiewicz klar von sich. «Die Prüfung aus dem Jahr 2013 habe ich nicht einfach übernommen, sondern leicht verändert», betont sie. Schuldgefühle habe sie wegen des Vorfalls also nicht. Denn, so betont die Professorin: «Es ist nicht verboten, eine alte Prüfung etwas verändert zu stellen.» (jmh)

Liebe Leserinnen und Leser, kennen auch Sie Professoren oder Lehrer, die gerne alte Prüfungen verwenden? Und hat das auch bei Ihnen schon für Stunk gesorgt? Schreiben Sie uns Ihre Geschichte: redaktion@blick.ch. Betreff: Prüfungen.

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