Gaht's no?!
Bruno Helfenstein (73) geht vor Gericht – wegen 10 Stutz

Staatsanwaltschaft und Gericht hätten anderes zu tun. Doch das sieht Bruno Helfenstein (73) anders. Er ist sicher: Die von der Polizei aufgebrummte 10-Franken-Busse, weil er nicht den Fussgängerstreifen benützte, ist «Chabis!».
Publiziert: 04.05.2017 um 16:03 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:53 Uhr
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Da konnte er noch lachen – Bruno Helfenstein (73) letzten September auf dem Balkon seiner Wohnung in Trimbach SO.
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi (Text und Fotos)

In Sandalen und etwas verschlafen erschien Bruno Helfenstein (73) gestern um acht Uhr in Olten SO vor Gericht. Der pensionierte Wirt aus Trimbach SO hatte am 29. März 2016 in Olten eine Strasse überquert – obwohl es innerhalb von 50 Metern einen Fussgängerstreifen hat. Eine Polizeipatrouille erwischte ihn. Doch Helfenstein akzeptierte weder die Busse von zehn Franken, noch den folgenden Strafbefehl mit zusätzlichen 100 Franken Verfahrenskosten (BLICK berichtete).

«Ich habe keine Anzeige», sagt Helfenstein anfangs nervös zur Richterin. «Wenn ich keine habe, kann ich auch nicht zahlen.» Er meint damit, dass er damals vom Polizisten keinen Ordnungsbussenzettel erhalten hat. Und sowieso: «Ich weiss nicht, warum er mich angehalten hat. Reine Willkür!»

Schlagabtausch mit Richterin

Helfenstein wird hellwach, als die Richterin sagt, dass er keinen Bussenzettel wollte. Wieder sagt er, dass er keinen erhielt. «Weil sie davonliefen», so die Richterin. Sie zeigt einen Plan, wie er über die Strasse ging. «So eine Zeichnung kann ich auch machen», sagt er lapidar. Ging er nicht so rüber? «Nein.» Die Richterin hakt nach: «Zwei Autos mussten brüsk abbremsen.» Der 73-Jährige kontert: «Alles Chabis! Das sieht ja ein Blinder von Afrika aus.» Die Richterin zynisch: «Dann bin ich blind.»

Plötzlich jammert er

Der Polizist bestätigt, dass Helfenstein über die Strasse ging, keinen Bussenzettel wollte, weglief und sagte: «Wir sehen uns vor Gericht!» Dort beginnt der Rentner plötzlich zu jammern: «Ich werde immer angepöbelt in der Stadt. Ich weiss nicht, warum.» Und: «Diese Weckerei heute Morgen. Ich musste eine halbe Armee aufbieten.» Und er sagt gar: «Sie können mich nicht für etwas freisprechen, was ich nicht getan habe.»

Urteil: Schuldig! In der Nähe der Strasse habe es Schulen. «Es ist wichtig, dass sich Erwachsene richtig verhalten», sagt die Richterin. Zu den zehn Franken Busse muss Helfenstein neu 400 Franken Gerichtskosten und 90 Franken Auslagen bezahlen. Nach dem Prozess sagt er zu BLICK: «Ich werde das Urteil bis weiss nicht wohin ziehen.»

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