Rund 800 Menschen kamen, um ein letztes Mal Adieu zu sagen. Gestern gedachten Familie und Freunde der Bergsteiger-Ikone Ueli Steck (†40) im Congress Centre Kursaal in Interlaken BE. Der Berner Rekordbergsteiger war Anfang Mai bei den Vorbereitungen für eine neue Expedition im Himalaya in Nepal verunglückt (BLICK berichtete).
«Lieber einen Tag wie ein Tiger leben, als 1000 Jahre wie ein Schaf», zitierte TV-Moderatorin Mona Vetsch (41) ein tibetisches Sprichwort. Auf Wunsch der Familie Steck führte die Radiofrau durch die bewegende Gedenkfeier. Ihr Urteil: «Ueli lebte sein Leben wie ein Tiger.»
Bilder des Lebens auf der Leinwand
Zahlreiche Bilder von Ueli Steck begleiteten die Gedenkfeier auf einer riesigen Leinwand. Zentrales Foto war dabei eines, auf dem der Rekordbergsteiger nach der Besteigung der Nordwand auf dem Eiger zu sehen ist. «Die Faszination Eiger liess ihn nicht los», sagte sein enger Freund Ueli Bühler, der Stecks Lebenslauf vortrug. Und weiter: «Uelis Leben war viel zu kurz. Ein wundervoller Mensch hinterlässt in unseren Herzen eine riesige Lücke.»
Auch die Familie bedankte sich bei Freunden, Bekannten, Kollegen und Fans für die «überwältigende Anteilnahme». Die Gedenkfeier fand daher als Zeichen des Danks für diese «grosse Ehre für Ueli» statt. Auffallend viele Bergsteiger waren unter den Gästen, darunter Evelyne Binsack (50). Auch Ex-Skirennfahrer Bernhard Russi (68) war gekommen, um Ueli Steck die letzte Ehre zu erweisen.
Steck wurde eingeäschert
Steck starb, als er den Mount Everest über eine seltene Route besteigen wollte. Wieso er am Nachbarberg Nuptse abstürzte, ist ungeklärt. Steck wurde in einem nepalesischen Kloster gemäss lokaler Tradition eingeäschert.
«Ich glaube, Ueli war in einem total glücklichen Zustand, als der Unfall passierte», so Röbi Bösch, ein enger Freund und Fotograf, der auch das Bild vom Eiger machte. «Er war sich der Grenzen seines Tuns sehr bewusst», sagte er mit stockender Stimme. «Tröstlich ist, dass er bei seinem Tod im Tal des Schweigens war, umgeben von den höchsten Bergen der Welt.»
Mehrere Redner erinnerten an einen Vorfall im Jahr 2013: Steck wurde damals bei einem Streit mit Sherpas bei einer Expedition auf den Mount Everest verletzt und erhielt Todesdrohungen. «Ueli wurde depressiv, hatte Angst, öffentlich aufzutreten», weiss Jon Griffith, ein britischer Fotograf, der Steck seit neun Jahren begleitete. «Ueli konnte nicht Nein sagen. Er war der höflichste Mensch, den ich kannte.»