Bauer in Bösingen FR seit einem Monat ohne Telefon
«Ich blieb auf meiner Ernte sitzen»

Ende August kappte ein Blitz das Leitungskabel zum Telefon von Walter Bergmann (62). Nun liegt sein abgelegener Hof in Bösingen FR lahm. Der Bauer ist verzweifelt – und der Anbieter Cablex redet sich raus.
Publiziert: 29.09.2018 um 03:01 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2018 um 19:25 Uhr
Helena Schmid

Seit über einem Monat ist Familie Bergmann von der Umwelt abgeschnitten. Ihr Bauernhof liegt am Ende eines holprigen Feldwegs, umgeben von Äckern, Wiesen und dem Wald, abgelegen vom Dorf Bösingen im Kanton Freiburg. Über das Haustelefon halten sie Kontakt mit ihren Kindern, Freunden und den Kunden, an die sie ihr Gemüse liefern. Zumindest bis vor einem Monat – als plötzlich ein Blitz die Telefonleitung kappte.

Bauer Walter Bergmann (62) sitzt an seinem Schreibtisch, wählt die Handynummer seiner Tochter, die zu Besuch ist. Es piept – das Display des Handys der Tochter bleibt schwarz. «Wir haben aufgehört es zu probieren. Die Leitung ist kaputt. Und niemand interessiert das», sagt Bergmann zu BLICK.

Kann Notruf nicht wählen

Dabei sollte der 62-Jährige rund um die Uhr den Notruf wählen können. Seit einem Hirnschlag vor zwei Jahren ist er gesundheitlich eingeschränkt. Vor knapp zwei Wochen bekam er nach einem Familienfest plötzlich starke Schmerzen und konnte kein Wasser mehr lösen. «Ich wählte sofort die Nummer des Spitals, erst dann dämmerte es mir: Das Telefon geht ja nicht», erzählt er.

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Am 22. August wollte Walter Bergmann (62) einen Kunden anrufen, als er merkte, dass das Telefon nicht mehr funktionierte.
Foto: Peter Gerber

Glücklicherweise war an jenem Abend auch sein Sohn Jörg (35) im Haus. «Er konnte dem Spital über das Handy anrufen», so Bergmann. Der Bauer kommt in den Notfall – ist nach wenigen Tagen wieder auf den Beinen. Doch ohne Anschluss gehen ihm auch Kundenaufträge durch die Lappen. «Wir sind ein Kleinbetrieb und leben von diesen Aufträgen. So aber blieb ich auf meiner Ernte sitzen», sagt er verzweifelt.

Cablex redet sich raus

Die zuständigen Firmen scheint das nicht zu interessieren. Vor drei Wochen nahm Bergmann über das Handy des Sohnes mit seinem Anbieter TalkTalk Kontakt auf. Man verwies ihn weiter an die Swisscom. Der Kundendienst der Swisscom schickte ihn zur Firma Cablex. Die sei für die Leitung zum Haus verantwortlich.

Doch auch bei Cablex blitzt Bergmann ab. Genau wie sein Sohn und sein Bruder, die einige Tage später noch einmal anrufen. Am Telefon wird ihm gesagt, man müsse eine Baubewilligung einholen um die unterirdisch verlaufende Leitung zu reparieren. Das dauere eben.

«Faule Ausreden! Für ein Kabel braucht man doch keine Bewilligung!», sagt Bergmann und fügt an: «Wir kleinen Bauern sind denen doch einfach völlig egal.»

«Es tut uns Leid»

Als BLICK Cablex mit den Vorwürfen konfrontiert, geht es plötzlich blitzschnell. Die Firma räumt ein: «Der Auftrag ist untergegangen. Es tut uns Leid», so Sprecher Roman Kappeler.

Noch am selben Tag schickt Cablex einen Mitarbeiter vorbei, der die Telefonleitung überprüft und den Defekt lokalisiert. «Sie haben ein Loch gegraben und das Kabel repariert», erzählt Bergmann, als er BLICK am Freitag über das Festnetztelefon anruft. «Wir sind erleichtert», sagt er. Jetzt könne auf dem Hof wieder Normalität einkehren.

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