Aufruhr im Gefängnis
Politiker und Häftlinge kritisieren Thorberg-Führung

Die Leitung der bernischen Strafanstalt Thorberg steht unter Druck. Zum einen will die zuständige Parlamentskommission wissen, was die angeblichen Probleme in der Personalführung eigentlich kosten. Zum anderen kämpfen Insassen weiterhin für bessere Haftbedingungen.
Publiziert: 04.06.2018 um 15:57 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:35 Uhr
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Das Gefängnis Thorberg ist offenbar kein besonders guter Arbeitgeber. Die Fluktuation liegt bei 8,4 Prozent.
Foto: PHILIPP ZINNIKER

Die Insassen der JVA Thorberg verlangen unter anderem eine bessere medizinische Versorgung und eine höhere Arbeitsentschädigung. Am Montag wollten sie ihrer Forderung mit einer einstündigen Demonstration vor Arbeitsbeginn Nachdruck verleihen.

Daraus wurde nichts, wie die stellvertretende Direktorin Beatrice Georg auf Anfrage sagte. «Der Betrieb lief ganz normal.» Die Thorberg-Leitung prüfe aber die Forderungen und stehe im Dialog mit Vertretern des sogenannten Eingewiesenenrates. Der Termin für ein weiteres Gespräch stehe bereits.

Angestellte kündigen

Auch Angestellte der Strafanstalt sind unzufrieden, wie es letzte Woche von Seiten des bernischen Staatspersonalverbands hiess. Zuletzt habe es viele Kündigungen und Krankschreibungen gegeben - mit entsprechend hohen Kostenfolgen.

Diese Angaben riefen die Finanzkommission des Kantonsparlaments auf den Plan. Sie gab bei der Finanzkontrolle jetzt eine Sonderprüfung in Auftrag. Im Mittelpunkt stehen die finanziellen Folgen der Personalführung.

Offenbar gebe es Führungsprobleme, schreibt die Finanzkommission. «Wenn sich die bisher gemachten Feststellungen erhärten, entstehen dem Kanton hohe Mehrkosten.» Die Ergebnisse der Sonderprüfung liegen frühestens Ende September vor. Ob und wie die Öffentlichkeit dann informiert wird, ist unklar.

Amt will Mitarbeiter befragen

Auf dem Thorberg zwischen Bern und Burgdorf sitzen rund 180 Häftlinge. Betreut werden sie von 136 Mitarbeitenden. Diese seien in letzter Zeit durch die interne Reorganisation stark belastet worden, räumte das kantonale Amt für Justizvollzug am Montag ein. Die Fluktuation lag in den letzten beiden Jahren mit 8,4 Prozent über dem kantonalen Durchschnitt.

Das Amt will deshalb dem Personal den Puls fühlen. Eine breite Mitarbeiterbefragung soll an den Tag bringen, was das Personal von der Reorganisation hält. Die Ergebnisse, so hofft das Amt, sollen den Weg frei machen für «gezielte Verbesserungen". (SDA)

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