Weil Basel Luxuswohnungen baut
Nach 50 Jahren wirft man uns raus!

Die Mieter der 22 Wohnungen an der Mülhauserstrasse 26 in Basel wohnen zum Teil seit 50 Jahren dort. Jetzt haben sie alle die Kündigung bekommen.
Publiziert: 11.11.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:00 Uhr
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Urs (73) und Ursula Wiget (74) wohnen seit 48 Jahren in ihrer Wohnung.
Foto: Stefan Bohrer
Stefan Bohrer

Urs (73) und Ursula Wiget (74) sind verzweifelt. Seit 48 Jahren wohnen sie in ihrer 4,5-Zimmer-Wohnung an der Mülhauserstrasse 26 in Basel – jetzt haben sie die Kündigung bekommen.

Weil das Haus komplett umgebaut werden soll, müssen die alten Mieter raus. Doch so schnell will das Paar nicht aufgeben. «Wir kämpfen bis zum letzten Tag für unsere Wohnung», sagt Urs Wiget. 

Bis Mai 2017 sollen alle Parteien ausgezogen sein, wie die Basler «TagesWoche» recherchierte. Neun sind bereits weg. Die restlichen 13 wehren sich gegen den Rausschmiss.

Die Liegenschaft gehört der Pensionskasse Basel-Stadt. Die kantonale Verwalterin Immobilien Basel-Stadt will mit Luxuswohnungen mehr Geld machen. 

Höhere Mieten wegen Novartis-Campus?

Davon erfuhren die Mieter an einer Informationsveranstaltung. «Wir dachten, man würde uns mitteilen, was alles saniert wird», sagt Margrit Benninger (91). «Stattdessen sagte man uns, dass wir alle rausmüssen.»

Auch Benninger wohnt seit 48 Jahren in ihrer Wohnung. Sie ist sicher: «Es geht Basel-Stadt nur um den Profit.»

Das Haus an der Mülhauserstrasse in Basel soll komplett umgebaut werden.
Foto: Stefan Bohrer

Denn: Novartis betreibt in umliegender Nähe seinen Campus. Die Mieter sind davon überzeugt, dass die Stadt dies ausnützen will. «Für mich und meinen Mann ist der Rauschmiss eine Katastrophe», sagt Isabel Fernandez (59), die seit 30 Jahren in ihrer Wohnung lebt. «Wir haben uns frühpensionieren lassen und wollten nun unseren Lebensabend in Basel und Spanien verbringen.»

Mit 800 Franken Miete pro Monat ging das. «Nun wissen wir nicht weiter», sagt Fernandez. «Weil wir Enkelkinder in Basel haben, wollen wir nicht permanent in Spanien leben.»

Miete fast verdreifacht

Alle Mieter haben früher für den Staat gearbeitet. Das war eine Grundvoraussetzung für einen Mietvertrag. Die neuen Luxuswohnungen kann sich niemand von ihnen leisten.

«Wir bezahlen für unsere 4,5-Zimmer-Wohnung 970 Franken», sagt Urs Wiget. Nach der Renovation steigt die Miete auf 2600 Franken.

Der Mann von Eliette Pillonel (79) starb vor einem Monat. «Jetzt muss ich auch noch die Wohnung verlassen. Ich weiss nicht, wie es weitergeht.» Auch Pillonel wohnt seit 48 Jahren in ihrer Wohnung. «Hier habe ich Freunde fürs Leben gefunden. Ich habe Angst, allein zu sein.»

Bei Immobilien Basel-Stadt bedauert man die Situation. Die Massenkündigungen seien wegen einer Totalsanierung aber unausweichlich, heisst es in einer Stellungnahme.

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