Der Baselbieter Wirt Ozan Topal (42) hat Angst. Der Türke, der seit 28 Jahren in der Schweiz wohnt, erhielt eines Tages im Mai ein E-Mail von einem Istanbuler Gericht. Der Inhalt ist pikant: Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim und sein Sohn haben ihn verklagt, wie die «Tageswoche» schreibt.
Grund für die aussergewöhnliche Klage: Topal tweetete vor Wochen: «Binali Yildirim meinte, unsere Zukunft werde besser; nun ja, sein wohlgenährter Sohn hat sein Geld dieses Mal auf Schwarz statt auf Zahlen gesetzt.» Yildirims Sohn wurde vorgeworfen, Probleme mit Glückspielen zu haben.
Ministerpräsident Yildirim und sein Sohn werfen Topal vor, unzulässige Unterstellungen und Behauptungen verbreitet zu haben. Ein harmloser Witz. Doch Topal hat nun Angst.
Überlegt, türkischen Pass abzugeben
«Ich habe Angst, in die Türkei zu fliegen. Und das wegen eines lächerlichen Witzes!», sagt Topal gegenüber der «Tageswoche». Die Verfügung des Istanbuler Gerichts habe ihm das letzte Vertrauen in den türkischen Staat geraubt.
Yildirims Regierung sowie Staatspräsident Erdogan vermuten seit langem, dass islamistische Gülen-Anhänger die Türkei übernehmen wollen. Doch Topal ist Alevit und gehört damit zu den gemässigten Muslimen.
Nun getraut er sich nicht mehr in die Türkei einzureisen. Und: «Ich überlege nun ernsthaft, den türkischen Pass abzugeben.» Einen Schweizer Pass besitzt er längst. Er fühle sich in der Schweiz zu Hause, nicht in der Türkei. (pma)