Umstrittene Sterbehelferin lässt 104-jährigen David Goodall sterben
Erika Preisig ist Frau Dr. Tod

Der australische Biologe David Goodall (104) reiste in die Schweiz, um zu sterben. Die Sterbehilfeorganisation Eternal Spirit um die Ärztin Erika Preisig wird dem Greis am Donnerstag in Liestal BL den letzten Wunsch erfüllen.
Publiziert: 09.05.2018 um 11:48 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2023 um 08:54 Uhr
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Erika Preisig ist Gründerin und Präsidentin der Sterbehilfeorganisation Eternal Spirit.
Foto: imago
Nicolas Lurati
David Goodall (104) ist in der Schweiz, um zu sterben
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Aktive Sterbehilfe in Australien verboten:David Goodall (104) ist in der Schweiz, um zu sterben

An Auffahrt ist es so weit: Der australische Biologe David Goodall (104) wird in Liestal BL von der Sterbehilfeorganisation Eternal Spirit in den Tod begleitet. Der greise Wissenschaftler reiste für seinen Sterbewunsch in die Schweiz, denn in Australien ist Sterbehilfe verboten.

Goodall leidet nicht an einer letalen Krankheit. Er beklagt sich bloss über einen Verlust an Lebensqualität. Die Ärztin Erika Preisig (60), Gründerin und Präsidentin von Eternal Spirit, sagt jedoch zu BLICK, dass Goodall weit davon entfernt sei, gesund zu sein: «In diesem hohen Alter hat sich im Körper ein Sammelsurium an unheilbaren Krankheiten angesammelt. Ein Mensch, der gesund ist, will nicht sterben.»

«Stopp dem Sterbetourismus»

Der Medienrummel um Goodall ist riesig, sein Vorhaben sorgt weltweit für Schlagzeilen. Ein derartiges Tamtam um einen assistierten Suizid ist einmalig. Doch Preisig findet es gut, dass Goodall seinen Sterbewunsch an die Öffentlichkeit trägt: «Er macht das Prozedere publik, weil er zeigen will, dass es unwürdig ist, für einen Sterbewunsch um die halbe Welt reisen zu müssen. Kein Mensch macht so etwas in diesem Alter und in so einem Zustand freiwillig.»

Das Ziel der Aktion ist klar: «Dass Sterbebegleitung auf der ganzen Welt legalisiert wird», sagt Preisig. «Mein Wunsch: Stopp dem Sterbetourismus.» Tatsächlich hat der Sterbetourismus Hochkonjunktur: Eternal Spirit führte im vergangenen Jahr 73 Sterbebegleitungen durch. In 54 Fällen nahmen nicht in der Schweiz lebende Personen den Dienst in Anspruch.

Wieso um den assistierten Suizid ein solches Theater veranstaltet wird, versteht Preisig nicht: «Die Abtreibung eines gesunden Embryos ist praktisch auf der ganzen Welt legalisiert. Dasselbe soll auch für den Sterbewunsch am Lebensende gelten.»

Strafverfahren am Hals

Preisig polarisiert mit diesen Aussagen. Doch der Fall Goodall ist nicht der einzige Grund, wieso ihr und ihrer Organisation derzeit mediale Präsenz garantiert ist. Gegen die Baselbieterin läuft ein Strafverfahren. Die Staatsanwaltschaft BL legt ihr zu Lasten, gegen das Heilmittelgesetz verstossen zu haben. Es geht um das tödliche Arzneimittel Natrium-Pentobarbital (NaP), das auch bei der Sterbebegleitung von David Goodall zum Einsatz kommen wird.

Preisig: «Ich habe NaP in der Apotheke geholt, bei mir zu Hause gelagert und auch angewendet. Nachdem dies in Basel-Stadt 4 Jahre lang so akzeptiert und in Baselland fast 2 Jahre so praktiziert wurde, fand die Staatsanwaltschaft BL, das gehe nicht mehr. Deshalb wurde ein Verfahren eröffnet.»

Zurzeit darf nur jemand von Eternal Spirit das NaP abholen, wenn eine Vollmacht des Sterbe-Patienten vorliegt. So auch bei David Goodall. Ist das Mittel da, wird Goodall selbst die Infusion öffnen, die sein Leben beendet. 

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