Dicker weisser Rauch, immer wieder knallt es, Flaschen, Pyros und Steine werden auf die Polizisten geschleudert: Die Szenerie vor dem Joggeli in Basel gleicht einem Schlachtfeld. Brutal und völlig grundlos haben FCB-Chaoten am 10. April 2016 die Sicherheitskräfte nach dem Fussball-Klassiker zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich attackiert. Elf Personen wurden verletzt – davon neun Polizisten.
Fast vier Jahre sind seit den wüsten Ausschreitungen vergangen. Seit Montag wird 16 FCB-Chaoten wegen der Gewalteskalation vor dem Strafgericht Basel-Stadt jetzt der Prozess gemacht (BLICK berichtete). Unter anderem wegen Landfriedensbruch, Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte sowie Körperverletzung. Vor Gericht schildern fünf Polizisten, wie sie die Ausschreitungen erlebt haben.
Randale nach dem Remis
Sonntagnachmittag, Abpfiff im Joggeli. Endstand: 2:2. Rund um den
St. Jakob-Park hat sich die Polizei postiert, ist in Alarmbereitschaft. Denn der Match zwischen dem FCB und dem FCZ wurde als «Mittel- bis Hochrisikospiel» eingeordnet, wie der Gesamt-Einsatzleiter vor Gericht erklärt. Es kommt zur Order: Das Tor zum Gästesektor muss gesichert werden. Die Befürchtung: FCZ-Fans würden über die Absperrung klettern und Krawall machen. Die Polizei rückt aus, eilt zur Eventplattform bei der Muttenzerkurve. Doch weit kommen sie nicht.
Rund 150 Personen, viele von ihnen vermummt, rotten sich zu einem Mob zusammen. Sie markieren ihr Revier, sehen die Polizei in Vollmontur als Provokation. «Es kann nicht sein, dass es eine No-Go-Zone für die Polizei gibt», so der Einsatzleiter Sicherheit.
Das Ordnungsdienst-Fahrzeug Taxi 41 fährt vor. Es ist eines von vier Einsatzfahrzeugen vom Zug 4, der zur Eventplattform gerufen wurde. «Über Funk habe ich gehört, dass auf der Eventplattform etwas vor sich geht und Gummischrot eingesetzt wurde», sagt der Fahrer vor Gericht. Die Ordnungsdienst-Mannschaft steigt aus, angeführt von Sicherheitspolizistin Sarah B.* (37). Sie betritt mit ihrem Team über den Treppenaufgang bei der Birsstrasse die Plattform – und erlebt eine böse Überraschung.
Angriffe von hinten
«Wir wurden direkt angegriffen. Ich wurde von einem Fan in den Rücken getreten», so B. Sie geht zu Boden. Aufnahmen von Überwachungskameras zeigen die brutale, hinterhältige Attacke. Die Diagnose: Rückenverletzung, etliche Hämatome und eine Schnittwunde an der Hand. Um Herr der Lage zu werden, greift die Polizei zu Gummischrot und Tränengas. Minutenlang dauern die Scharmützel an.
Letztlich ziehen die FCB-Chaoten ab, wüten jedoch weiter, attackieren Polizei-Taxi 41 und 42. «Ich wurde von zehn bis 15 maskierten Personen umringt. Am Wagen wurde gerüttelt, darauf eingeschlagen und Steine auf die Windschutzscheibe geworfen – ein beklemmendes Gefühl», sagt der Fahrer vom Taxi 41. Der Gesamt-Einsatzleiter zeigt sich vor Gericht über «die Heftigkeit des Angriffs» konsterniert.
Das geforderte Strafmass für die angeklagten FCB-Chaoten ist noch nicht bekannt. Doch das Dreiergericht kann Haftstrafen von bis zu fünf Jahren aussprechen. Die Urteile werden kommende Woche erwartet.
*Name geändert
Die Schande von Basel
Am 13. Mai 2006 wird im St.-Jakob-Stadion in Basel eines der wohl dunkelsten Kapitel der Schweizer Fussball-Geschichte geschrieben: die Schande von Basel. Im Joggeli spielt der FC Basel gegen den FC Zürich. 90 Minuten sind gespielt. Es steht 1:1. Der Meisterpokal ist für den FCB zum Greifen nahe. Doch dann, die 93. Minute: Einwurf für den FCZ, Flanke in die Mitte, Tor! Der FCZ gewinnt. Eine bittere Pille für den FCB. Dutzende Basel-Fans stürmen aus der Muttenzerkurve auf den Rasen. Petarden werden gezündet, FCZ-Spieler attackiert. Die Polizei greift zu Tränengas und Gummischrot. Die Situation eskaliert. Die traurige Bilanz: 115 Verletzte und über 400'000 Franken Sachschaden.
Die Schlacht von Aarau
15. Mai 2014: In Aarau kommt es nach dem Abpfiff des Super-League-Spiels zwischen dem FC Basel und dem FC Aarau zur «Schlacht von Aarau». Trotz des 3:1-Siegs und somit dem fünften Meistertitel in Folge stürmen teilweise vermummte Basler Chaoten den Rasen. Das Stadion Brügglifeld wird zum Schlachtfeld. Rauchpetarden werden gezündet, Aarau-Fans angegriffen. Die Situation zwischen den Chaoten der beiden gegnerischen Mannschaften spitzt sich derart zu, dass die Polizei, die sonst nur ausserhalb der Stadien für Recht und Ordnung sorgt, eingreifen muss. Gummischrot wird abgefeuert. Bei den Krawallen wurden mehrere Personen verletzt, zudem entstand beträchtlicher Sachschaden.
Das Katakomben-Chaos von Zürich
25. Mai 2016: Ein schwarzer Tag für den FC Zürich. Trotz des 3:1-Siegs gegen Vaduz (Li) steigt der Stadtzürcher Fussballklub erstmals seit 26 Jahren ab. Enttäuschung und Wut machen sich breit. Rund 60 vermummte FCZ-Ultras stürmen die Katakomben im Letzigrund. Ausnahmezustand! Die FCZ-Spieler verbarrikadieren sich in der Kabine. Der damalige FCZ-Trainer Uli Forte (45) ergreift die Flucht. Die FCZ-Fans lassen ihrem Frust freien Lauf, randalierten daraufhin in der Zürcher Innenstadt.
Krawall beim Cupfinal von Bern
27. Mai 2018: Der FC Zürich gewinnt im Stade de Suisse in Bern 2:1 gegen die Young Boys. Doch der Cup-Sieg der Zürcher wird von wüsten Szenen abseits des Spielfelds überschattet. Ultras aus beiden Lagern randalieren in der Stadt, zünden Pyros und Petarden. Es gibt mehrere Verletzte. Zudem überfallen FCZ-Chaoten eine Coop-Tankstelle. Sachschaden und Deliktsumme belaufen sich auf mehrere Tausend Franken.
Die Schande von Luzern
20. Mai 2019: Spielabbruch in der Swissporarena! Das Fussballmatch zwischen dem Grasshopper Club Zürich und dem FC Luzern muss in der 67. Minute abgebrochen werden. Es steht 4:0 – der Abstieg des GC ist unausweichlich. «Die Schande von Luzern» nimmt ihren Lauf. Bei den GC-Ultras brennen die Sicherungen durch – einmal mehr. Sie stürmen das Feld, angeführt vom bekannten GC-Neonazi-Ultra und Rädelsführer Stefan N.*. Dominique Rais
* Name bekannt
Die Schande von Basel
Am 13. Mai 2006 wird im St.-Jakob-Stadion in Basel eines der wohl dunkelsten Kapitel der Schweizer Fussball-Geschichte geschrieben: die Schande von Basel. Im Joggeli spielt der FC Basel gegen den FC Zürich. 90 Minuten sind gespielt. Es steht 1:1. Der Meisterpokal ist für den FCB zum Greifen nahe. Doch dann, die 93. Minute: Einwurf für den FCZ, Flanke in die Mitte, Tor! Der FCZ gewinnt. Eine bittere Pille für den FCB. Dutzende Basel-Fans stürmen aus der Muttenzerkurve auf den Rasen. Petarden werden gezündet, FCZ-Spieler attackiert. Die Polizei greift zu Tränengas und Gummischrot. Die Situation eskaliert. Die traurige Bilanz: 115 Verletzte und über 400'000 Franken Sachschaden.
Die Schlacht von Aarau
15. Mai 2014: In Aarau kommt es nach dem Abpfiff des Super-League-Spiels zwischen dem FC Basel und dem FC Aarau zur «Schlacht von Aarau». Trotz des 3:1-Siegs und somit dem fünften Meistertitel in Folge stürmen teilweise vermummte Basler Chaoten den Rasen. Das Stadion Brügglifeld wird zum Schlachtfeld. Rauchpetarden werden gezündet, Aarau-Fans angegriffen. Die Situation zwischen den Chaoten der beiden gegnerischen Mannschaften spitzt sich derart zu, dass die Polizei, die sonst nur ausserhalb der Stadien für Recht und Ordnung sorgt, eingreifen muss. Gummischrot wird abgefeuert. Bei den Krawallen wurden mehrere Personen verletzt, zudem entstand beträchtlicher Sachschaden.
Das Katakomben-Chaos von Zürich
25. Mai 2016: Ein schwarzer Tag für den FC Zürich. Trotz des 3:1-Siegs gegen Vaduz (Li) steigt der Stadtzürcher Fussballklub erstmals seit 26 Jahren ab. Enttäuschung und Wut machen sich breit. Rund 60 vermummte FCZ-Ultras stürmen die Katakomben im Letzigrund. Ausnahmezustand! Die FCZ-Spieler verbarrikadieren sich in der Kabine. Der damalige FCZ-Trainer Uli Forte (45) ergreift die Flucht. Die FCZ-Fans lassen ihrem Frust freien Lauf, randalierten daraufhin in der Zürcher Innenstadt.
Krawall beim Cupfinal von Bern
27. Mai 2018: Der FC Zürich gewinnt im Stade de Suisse in Bern 2:1 gegen die Young Boys. Doch der Cup-Sieg der Zürcher wird von wüsten Szenen abseits des Spielfelds überschattet. Ultras aus beiden Lagern randalieren in der Stadt, zünden Pyros und Petarden. Es gibt mehrere Verletzte. Zudem überfallen FCZ-Chaoten eine Coop-Tankstelle. Sachschaden und Deliktsumme belaufen sich auf mehrere Tausend Franken.
Die Schande von Luzern
20. Mai 2019: Spielabbruch in der Swissporarena! Das Fussballmatch zwischen dem Grasshopper Club Zürich und dem FC Luzern muss in der 67. Minute abgebrochen werden. Es steht 4:0 – der Abstieg des GC ist unausweichlich. «Die Schande von Luzern» nimmt ihren Lauf. Bei den GC-Ultras brennen die Sicherungen durch – einmal mehr. Sie stürmen das Feld, angeführt vom bekannten GC-Neonazi-Ultra und Rädelsführer Stefan N.*. Dominique Rais
* Name bekannt