2015 lernten sich Adelina T.* (†24) und Enes T.* (heute 27) im Kosovo kennen und lieben. Sie folgte ihm in die Schweiz zu seinen Eltern nach Pratteln BL. Sie gebar einen Sohn, gemeinsam suchten sie eine Wohnung. Keine fünf Jahre später ist Adelina tot. Erstochen in der Wohnung der Schwiegereltern. Mutmasslicher Täter: Bamir T.* (56), Vater von Enes (BLICK berichtete).
Mit BLICK spricht der Mann des Opfers und Sohn des Verdächtigen über das Geschehene. Mit der restlichen Familie befinde er sich an einem sicheren Ort, versuche, das Drama zu verstehen. Seine Stimme am Telefon klingt traurig, er spricht langsam und klar. Und erzählt die Geschichte einer Liebe, die mit dem grössten Glück begann und im grössten Unglück endete.
«Als das Kind da war zeigte sie, wer sie wirklich ist»
«Zuerst war sie zu allen sehr nett und zuvorkommend», beginnt Enes. «Aber als das Kind da war, hat sie ihr wahres Gesicht gezeigt.» Sie habe angefangen mit allen zu streiten, habe Gegenstände rumgeworfen und sei verschiedenen Personen gegenüber handgreiflich geworden, behauptet er. Das habe dazu geführt, dass ihre Schwiegereltern entschieden, die junge Familie nicht mehr in der Wohnung haben zu wollen. «Meine Mutter hat heftige Kopfschmerzen, seit zwölf Jahren, jeden Tag. Mein Vater hat Schmerzen an der Hand, kommt abends von der Arbeit nach Hause. Sie sind alt, wollen nach Feierabend einfach ihre Ruhe. Darum sagten sie uns, wir sollen uns eine eigene Wohnung suchen, da könnten wir leben, wie wir wollten», erinnert sich Enes.
Warum seine Frau einen derartigen Stimmungswechsel durchmachte, habe er nie herausgefunden. Er vermutet, sie habe ihn benutzt, um in der Schweiz bleiben zu können: «Als dann das Kind da war, fühlte sie sich sicher und zeigte, wer sie wirklich ist.»
Schlägerei auf Arbeit angezettelt
Adelina und Enes fanden ihre gemeinsame Wohnung, nur rund 100 Meter von den Schwiegereltern entfernt. Ruhe hatten diese aber auch nach dem Auszug nicht, behauptet Enes: «Adelina ging immer wieder vorbei, schrie meine Eltern an, beleidigte und bedrohte sie.» Besonders habe sich Adelina daran gestört, dass sie ihrer Meinung nach kaum Geld gehabt habe. «Oft sagte sie mir: Wir leben in der Schweiz. Hier haben doch alle sehr viel Geld. Sie dachte, ich verdiene mehr als ich zugab und gebe einiges davon meinen Eltern.» Dass Adelina öfters bei den Schwiegereltern laut geworden ist und es immer wieder um Geld ging, bestätigen Nachbarn gegenüber BLICK.
Um mehr Geld zu verdienen, suchte Enes laut eigener Aussage einen Job für Adelina. Nach drei Monaten wurde sie dort rausgeworfen. «Sie zettelte eine Schlägerei an», erklärt Enes.
Die Eskapaden wurden anschliessend nicht weniger, sagt ihr Ehemann. Immer öfters habe seine Mutter sich um das Kind kümmern müssen, denn er, Enes, habe stets 100 Prozent gearbeitet. «Teilweise ging sie auch einfach weg, ohne dass jemand wusste, wo sie war.» Irgendwann reichte es ihrem Mann offenbar. Anfang Juni suchte er einen Scheidungsanwalt auf. Der Familie sagte er davon nichts. Ende letzter Woche konfrontierte er seine Frau, sagte ihr, er wolle die Scheidung. Da sei sie völlig ausgeflippt, habe ihn wieder angegriffen und bedroht, schildert Enes seine Sicht der Dinge.
«So hätte das nie enden sollen»
Am Samstagmorgen sei Adelina zu den Schwiegereltern gegangen. Habe gleich den Streit mit dem Schwiegervater gesucht. Ihr Sohn und die Schwiegermutter seien auch dort gewesen, hätten sich aber rasch nach draussen verzogen. Nachbarn hörten Adelina noch herumschreien. Gegen Mittag informierte die Polizei, dass sie Opfer eines Gewaltdelikts wurde. Was dazwischen geschah, weiss Enes nicht. «Sie hat wohl gedacht, meine Eltern hätten mich zur Scheidung gezwungen. Was überhaupt nicht stimmt – sie wussten nicht einmal davon! Mein Vater war der liebste Mensch. Seit 36 Jahren arbeitete er hier als Gärtner, hat viel gespendet und den Menschen gratis mit ihren Gärten geholfen. Im Kosovo baute er sogar ein Haus für einen Obdachlosen», sagt Enes.
Er vermutet, seine Frau habe seinen Vater angegriffen und danach sei die Situation eskaliert. In Schutz nehmen will er den Vater aber nicht: «Schreiben Sie: Wir verabscheuen die Tat aufs Gröbste. Natürlich habe ich mich scheiden lassen wollen. Aber ich liebe sie nach wie vor, weil sie die Mutter meines Sohnes ist. So hätte das nie enden sollen.»
* Namen geändert