Trotz vorangegangener Proteste und einer schweizweiten Kontroverse wurden am Morgen in Sissach BL zwei Sauen geschlachtet. Etwa 150 Schaulustige wohnten der öffentlichen Metzgete im Zentrum von Sissach bei.
Zwar standen am Morgen etwa 20 Tierschützer vor dem Eingang des Veranstaltungsorts und protestierten mit Plakaten. Metzger Rolf Häring (50) hatte zudem im Vorfeld der Schlachtung mehrere Drohbriefe erhalten. «Darin wurde ich gar mit Terroristen vom IS verglichen. Die würden auch öffentlich töten», erzählt er BLICK.
Doch trotz der Aufregung im Vorfeld: Die Veranstaltung verlief schliesslich ruhig. Pünktlich um 8 Uhr begann Metzger Häring mit Unterstützung von zwei Helfern mit der Schlachtung. Er band die erste Sau fest und tötete sie mit einem Bolzenschuss in den Kopf. Beim Schuss und dem anschliessende Ausbluten der beiden geschlachteten Tiere herrschte striktes Film- und Fotografieverbot. Erst bei der Zerlegung der Sauen durften Videoaufnahmen gemacht werden. Damit nahmen die Veranstalter ihren Kritikern den Wind aus den Segeln, die den Organisatoren der Schlachtung vorwarfen, ein «unwürdiges Spektakel zur Belustigung der Leute durchzuführen.»
Nach ihrer Tötung und dem Ausbluten wurden die Sauen gereinigt, ausgeweidet und zerteilt. Am Ende der Schlachtung wurden die Sauen zerlegt und zu Wurst weiterverarbeitet.
Man soll wissen, woher das Fleisch kommt
Viele ältere Leute aus dem Dorf sahen bei der Schlachtung zu – aber auch Studentinnen aus der Stadt, darunter Tabea Bischof (24) und Dominique Müller (24) aus Basel. Sie reisten an, um zum ersten Mal bei einer Schlachtung dabeizusein.
Sie fanden die Aktion gut: «Die Leute sollten wieder ein Gefühl dafür bekommen, woher das Fleisch überhaupt herkommt», sagt Bischoff «Wer Fleisch immer nur im Supermarkt kauft, verliert den Bezug zu diesem wertvollen Nahrungsmittel», so Müller. Die jungen Frauen essen zwar Fleisch, aber nicht so viel – «auch weil wir uns bewusst sind, dass dafür jedes Mal ein Tier sterben muss».
Die frischen Würste gabs zum Znacht
Viele ältere Leute, die der Schlachtung beiwohnten kannten die öffentliche Schlachtung noch aus ihrer Kindheit. «Früher war die Metzgete in der Öffentlichkeit üblich», erinnert sich Christan Hofer (63) aus Sissach. Warum sollten die Leute heute nicht die Möglichkeit haben, bei einer Schlachtung mit dabei zu sein?»
Metzger Rolf Häring verrichtete ruhig seinen Job. Nur einmal, sagte er, war er «ein wenig nervös». Aber nicht wegen der Tierschützer, sondern wegen seines Lehrmeisters Willig Hägler (77), der bei der Schlachtung zusah, wie Häring sagte.
Wer sich vorab angemeldet hatte, durfte am Nachmittag im Festzelt am Wurstmahl teilnehmen. Dort wurden ab 16 Uhr Blut-, Leber- und Bratwürste von den frisch geschlachteten Sauen aufgetischt.