Der Bauverwalter Stefan G.* (44) gab sich als Wissenschaftler aus, der ausgestopfte Raubvögel fotografieren will. Kaum allein, rupfte er die wertvollen Exponate. Der Schaden ist gigantisch.
Jetzt präsentierte ihm das Basler Strafgericht die Rechnung: Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von 3 Jahren verurteilt – zwölf Monate davon muss er im Käfig absitzen!
Sämtlichen Museen wurde der Anspruch auf Schadenersatz zugesprochen. Für den entstandenen Schaden sowie für die Personalkosten. Das Naturkundemuseum in Basel wird die Federn erhalten und an die Geschädigten verteilen.
Der zweifache Familienvater sammelte zwanghaft Federn von seltenen Greifvögeln. Ab 2002 waren ihm die auf legalem Weg erhältlichen Exponate nicht mehr genug. Er wollte auch die Federn von extrem seltenen und exotischen Raubvögeln. Und begann sie deshalb in Naturhistorischen Museen zu stehlen (BLICK berichtete).
Der Vogel-Liebhaber klaute die seltenen Federn vor allem für seine Privatsammlung. Staatsanwältin Lea Lanz klagte den Beschuldigten wegen gewerbsmässigem Diebstahls, mehrfacher Sachbeschädigung und Hehlerei an. Sie wollte den klauenden Vogel dafür vier Jahre unbedingt im Käfig sehen! Für Lanz war klar: «Das Verschulden wiegt schwer.» Und: «Er handelte bewusst, hatte eine hohe kriminelle Energie, aber keine Persönlichkeitsstörung.»
17'250 Federn gestohlen
Der zweifache Familienvater erbeutete zwischen 2002 und 2012 unglaubliche 17'250 Federn. Dafür beschädigte er Präparate von 167 Greifvogel-Arten aus insgesamt sieben Museen in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Der so entstandene Sachschaden ist immens – er beläuft sich auf rund sechs Millionen Franken!
Der heutige Projektleiter reagierte gereizt während der Befragung. Er beantwortete viele Fragen mit Gegenfragen wie: «Was heisst für sie seltene Feder?» Bat am Schluss dann aber doch alle um Verzeihung: «Es tut mir aufrichtig leid.» Er bot den Museen sogar seine Unterstützung beim Wiederherstellen der Objekte an: «Ich möchte mithelfen, den Schaden wieder gut zu machen.»
Das klingt wie ein Hohn, wenn man sich seine Delikte vor Augen führt: Der Solothurner klaute im Naturhistorischen Museum Basel (2006) und in Neuenburg (2012). Er ging aber auch in Deutschland und Österreich äusserst fleissig auf Diebestour: In Stuttgart (2007), in Frankfurt am Main (2007, 2008, 2009, 2010, 2012), in München (2010, 2012) , in Wien (2011) sowie in Berlin (2011, 2012).
Stefan G. missbrauchte bewusst das Vertrauen der Museen
Seine Taktik war äusserst perfide. Der Federdieb ging immer gleich vor. Er täuschte den Verantwortlichen der Ornithologie-Abteilung vor, dass er an einem Forschungsprojekt arbeite, ein Buch schreibe oder eine Vogel-Homepage plane. Der diebische Sammler erschlich sich so Zugang zu eingeschlossenen Raubvogel-Präparaten in den Archiven. Jetzt wird er selber eingeschlossen.