Polizei verbinden Verdächtigen bei Verhaftung die Augen
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Wie im Film:Polizei verbinden Verdächtigen bei Verhaftung die Augen

Ex-Kommissar erklärt Spektakel-Verhaftung in Basel
Darum wurden dem Verdächtigen die Augen verdeckt

Bei einem Polizeieinsatz am Donnerstagabend verhaftete ein Sonderkommando der Polizei zwei verdächtige Männer. Der ehemalige Kriminalkommissar Markus Melzl (67) sagt BLICK, was die möglichen Gründe für den Einsatz gewesen sein könnten.
Publiziert: 15.09.2019 um 19:22 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2019 um 07:28 Uhr
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Bei einem spektakulären Polizeieinsatz am Donnerstagabend verhafteten schwer bewaffnete Polizisten in Basel zwei Verdächtige. Ein Anwohner verfolgte die Szenen über den Türspion und machte Filmaufnahmen.
Foto: BLICK-Leserreporter
Céline Trachsel, Martin Bruhin

Es sind Szenen wie aus einem Actionfilm: Ein schwer bewaffnetes Sonderkommando der Polizei stürmt einen Wohnblock in Basel, bricht dabei die Tür einer Wohnung auf. Zwei Verdächtige werden festgenommen. Die Polizei legt ihnen Handschellen und Augenbinden an. Ein Nachbar filmt durch seinen Türspion, wie die Männer abgeführt werden. Die Kantonspolizei Basel bestätigt den Einsatz. Warum es dabei ging, darüber wird geschwiegen. Wieso rückte ein Sonderkommando an die Burgfelderstrasse 3 aus? 

Markus Melzl (67) ist ehemaliger Basler Kriminalkommissär. Er sagt zu BLICK: «Bei einem Einsatz dieser Art geht man von sehr gefährlichen Tätern aus.» Es handle sich dabei nicht um jemanden, der bloss ein paar Rechnungen nicht bezahlt habe – sondern um schwerste Delikte. «Bei Terrorverdächtigen würde auf jeden Fall die Sondereinheit ausrücken», sagt Melzl.

Warum kamen die Augenbinden zum Einsatz?

Dass eine Augenbinde zum Einsatz kommt, ist laut Melzl normal. «Manchmal wird den Verhafteten auch eine Haube über den Kopf gezogen», sagt er. Dies diene einerseits dazu, dass auch die nicht vermummten Einsatzkräfte unerkannt blieben. Andererseits wolle man so verhindern, dass die Festgenommenen erkannt werden.

Die mutmasslichen Täter werden in solchen Fällen mit Augenbinden oder Hauben von der Wohnung bis zum Einsatzwagen gebracht. «Sobald sich die Festgenommenen im Einsatzwagen befinden, dürfen sie wieder etwas sehen», sagt Melzl.

So geht das Sonderkommando vor

Oberste Priorität hat für das eingespielte Sonderkommando eine schnelle Verhaftung. Die Einsatzkräfte hätten laut Melzl in einer solchen Situation das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. In der Regel liessen sich Täter dann erst gar nicht auf einen Kampf ein, sagt er. «Wenn einem fünf bis sechs Polizisten in Vollmontur gegenüberstehen, ist Gegenwehr kaum noch möglich.»

Einsätze dieser Art würden ohnehin gut geplant, so Melzl. «Es kommt zwar martialisch daher, ist aber ein schonender Eingriff. Die Situation ist sehr schnell befriedet und im Interesse aller eine kurze Sache. Das Ziel ist, dass der Einsatz so geschmeidig wie möglich über die Bühne geht.»

Ging es an der Burgfelderstrasse um Drogen?

Im Wohnblock an der Burgfelderstrasse weiss nach wie vor niemand, weshalb ihr Nachbar und ein weiterer Mann verhaftet wurde. «Ich denke, dass es mit grösster Wahrscheinlichkeit um Drogen ging», sagt ein 32-Jähriger zu BLICK. «Es wurden immer ausschweifende Partys gefeiert. Zudem gingen viele junge Leute ein und aus. Es ging wohl um Cannabis – so roch es jedenfalls machmal. Richtige Junkies habe ich hier zum Glück nie gesehen.» 

Auch ein älterer Herr im Haus weiss, dass es in der Wohnung im 6. Stock zuweilen laut zu und her ging. «Einmal war ein so lauter Streit, dass ich hoch gegangen bin. Doch mir wurde die Tür vor der Nase zugeschlagen.»

Laut Informationen, die BLICK vorliegen, stand der Wohnungshalter zudem beim Betreibungsamt in der Kreide. Und er war sowohl der Basler Kantonspolizei wie auch dem Zürcher Stadtrichteramt bekannt.

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