104 Jahre sollten genug sein. Der Australier David Goodall hatte sich entschieden, seinem Leben ein Ende zu setzen. Zu sehr bedrückte ihn der Verlust an Lebensqualität im hohen Alter. Weil in seiner Heimat ein Sterbehilfeverbot gilt, trat der betagte Goodall die Reise nach Liestal BL an, wo er nun an Auffahrt durch die Organisation «Eternal Spirit» in den Freitod begleitet wurde. «Heute um 12.30 Uhr ist Professor Goodall im Alter von 104 Jahren friedlich gestorben», schreibt Goodalls Vertrauensarzt Philip Nitschke auf Twitter.
Goodall starb demnach an einer Injektion Pentobarbital (auch Nembutal genannt). Das Barbiturat wurde früher als Schlafmittel eingesetzt. In einer hohen Dosierung wirkt Pentobarbital tödlich. Zwar wird die Wirkung des Mittels von Sterbehilfeorganisationen oft mit einem sanften Einschlafen beschrieben. Allerdings gibt es auch Berichte, wonach Patienten höllische Schmerzen und ein enorm starkes Brennen empfunden haben sollen.
Philip Nitschke schilderte gegenüber der britischen Nachrichtenseite «Mail online» die letzten Momente von Goodall. Zwar starb der Australier demnach innerhalb von nur zwei Minuten nach der Injektion. Dennoch klagte er noch vor dem Herzstillstand: «Das dauert so schrecklich lange.» Nitschke dazu: «Es ist das erste Mal, dass ein Patient über die langsame Wirkungszeit klagt, wenn das Mittel intravenös verabreicht wurde. Aber David konnte es wohl kaum erwarten, dass alles vorbei ist.
Mit Beethovens 9. Symphonie in den Tod
Unmittelbar vor dem Tod Goodalls wurden Fotos aus dem Raum veröffentlicht, in dem der 104-Jährige die letzte Injektion verabreicht werden sollte. In der Pressekonferenz vom Mittwoch erklärte Goodall noch, er wolle «ein, zwei Mitglieder der Familie» bei seinem Freitod dabei haben.
Auf den Bildern aus dem Raum ist zwar eine CD mit Liedern des Komponisten Johann Sebastian Bach zu sehen. Ein Sprecher der Sterbehilfeorganisation Exit International erklärte aber, Goodalls Wunsch, in seinen letzten Momenten Beethovens 9. Symphonie hören zu können, sei in Erfüllung gegangen. «Er war ruhig und gelassen. Er wollte, dass alles so schnell wie möglich geht», sagte der Sprecher weiter.
Laut Exit wollte Goodall, dass seine Asche verstreut wird. Er wolle kein Begräbnis oder irgendeine Zeremonie, so die Sterbehilfeorganisation. Der 104-Jährige glaube nicht an ein Leben nach dem Tod. (cat/SDA)