Angela Magdici kommt mit 15 Monaten bedingt davon
Kein Knast für die Wärterin

Das Bezirksgericht Dietikon hat entschieden: Angela Magdici (33) muss nicht hinter Gitter. Weil sie ihren Geliebten Hassan Kiko (28) aus dem Gefängnis Limmattal befreite, kassierte sie 15 Monate bedingt.
Publiziert: 25.01.2017 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:45 Uhr
Jessica von Duehren

Ihre Flucht dauerte genau 45 Tage. Für dieses kurze Glück mit ihrem Geliebten Hassan Kiko (28) drohten Angela Magdici (33) 27 Monate Knast, sieben davon unbedingt. Gestern stand die Ex-Gefängnisaufseherin unter anderem wegen des Entweichenlassens von Gefangenen vor dem Bezirksgericht Dietikon ZH – und kam mit einer bedingten Haftstrafe von 15 Monaten davon.

Angela Magdici (33) und ihr Anwalt Urs Huber gestern vor dem Bezirksgericht Dietikon ZH.
Foto: Toini Lindroos

Das Gericht ist überzeugt: Die Flucht war alles andere als gut geplant. Gerade einmal 1400 Franken hatten sie dabei, als Magdici den verurteilten Vergewaltiger in der Nacht auf den 9. Februar 2016 aus dem Gefängnis Limmattal befreite, um mit ihm ein neues Leben in Italien anzufangen.

Keine echte Reue

«Wir wollten dort arbeiten und versuchen, Fuss zu fassen. Wir waren so naiv, dass wir glaubten, es ohne Papiere zu schaffen», sagt die Schweizerin zum Richter. Als ihnen das Geld langsam ausging, kamen die Zweifel. «In der Nacht vor der Verhaftung habe ich aufgeschrieben, wie wir mit der Schweiz in Kontakt treten könnten, um eine Lösung zu finden.» Am 25. März wurde das Paar in seinem Liebesnest in Romano di Lombardia (I) verhaftet (BLICK berichtete).

Die Flucht bereue sie im Nachhinein. «Im Endeffekt hat es nichts gebracht, ausser dass ich jetzt hier sitze», sagt die Angeklagte. Die Richter sind hingegen sicher: «Sie bereuen nicht die Tat, sondern das Misslingen.» Beim Schlusswort zeigt Magdici das erste Mal Emotionen: «Ich möchte mich bei meiner Familie entschuldigen und bei allen, die ich in Angst und Schrecken versetzt habe», sagt sie unter Tränen. 

Die nächsten Italien-Ferien müssen warten

Hat noch ein paar Jahre Knast vor sich: Hassan Kiko (28).
Foto: Kapo Zürich

Seit der Festnahme hat sich viel für sie verändert: Magdici hat einen neuen Job, arbeitet seit November zu 100 Prozent in einer Lebensmittelfirma. Ausserdem ist sie vor ein paar Monaten von ihrem Ehemann geschieden worden und hat wieder eine eigene Wohnung. Nach der Flucht war sie bei ihrem Vater untergekommen. Nur eins ist geblieben: ihre Liebe zu Kiko. «Ich will für ihn da sein», betont sie immer wieder. Der Syrer und die Schweizerin sind mittlerweile verlobt, einer Knast-Hochzeit steht nun nichts mehr im Weg.

Bis sie mit ihrem künftigen Ehemann das nächste Mal nach Italien fahren kann, wird es aber noch eine Weile dauern: Erst im Dezember 2016 verurteilte ihn das Obergericht Zürich wegen Vergewaltigung einer 15-Jährigen zu vier Jahren Knast und bestätigte damit die Vorinstanz. 

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