Adventskranz-Abzocker
Sozialhilfe trotz Villa am See

Trotz Villa, Wohnungen und fettem Konto zockt Sozialhilfebetrüger die Ämter um 270'000 Franken ab. «Hätte nicht gedacht, dass es so ein Theater gibt», sagt Mleczyslaw C.
Publiziert: 04.02.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2018 um 23:30 Uhr
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Der Betrüger Mleczyslaw C. (l.) mit seinem Anwalt vor dem Bezirksgericht.
Foto: BLICK
Von Viktor Dammann

Unverschämt und unverfroren: Der Blumenhändler Mleczyslaw C.*(70) gab sich als bedürftig aus. Dabei besass der polnisch-schweizerische Doppelbürger neben einem gefüllten Seniorenkonto in Polen ein schmuckes Anwesen und zwei Eigentumswohnungen.

Dennoch kassierte der Mann zwischen 2002 und 2013 Sozialhilfe und Zusatzleistungen für rund 270 000 Franken. Die ersten 76 000 Franken bekam er direkt vom Sozialamt in Zürich. Dort verschwieg der vermeintlich Armengenössige seinen Wohnbesitz in Polen im Wert von über 150 000 Franken. «Das war keine Blechhütte, sondern eine stattliche Villa an einem See, 150 Kilometer von Berlin entfernt», sagte der Staatsanwalt gestern vor dem Zürcher Bezirksgericht.

Zudem bezog Mleczyslaw C. AHV-Zusatzleistungen in Höhe von 175 000 Franken. Auch hier verheimlichte er sein Wohn­eigentum. Ebenso das Seniorenkonto, das zeitweise mit 120 000 Franken prall gefüllt war. Dazu besass er Wertschriften von über 50 000 Franken. Und einen feinen Mercedes-Kastenwagen.

Nach seinem Wegzug aus der Stadt Zürich machte der Rentner in Schlieren ZH mit seiner Masche munter weiter. Hier liess er sich Zusatzleistungen von 19 000 Franken auszahlen.In Polen hat er einen Blumenhandel. Spezialität: Adventskränze. Vor Gericht setzte er auf die Mitleidskarte: «Jeden Tag muss ich Tabletten wegen meines hohen Blutdrucks nehmen. Die Rente ist jetzt ziemlich knapp.» Zum Glück koche ihm die Ex-Frau manchmal etwas. Immerhin.

Als der Gerichtspräsident ihn wegen der Falschdeklaration in die Zange nimmt, windet sich Mleczyslaw C.: «Es war wie ein Automatismus. Am Anfang habe ich die Unterlagen auch nicht richtig verstanden.»

Während der Untersuchung hatte es noch ganz anders getönt. «Ich hätte nie gedacht, dass es so ein Theater gibt», sagte Mleczyslaw C., als er mit der Existenz seiner Villa konfrontiert wurde.

Das Bezirksgericht Zürich ver­urteilte ihn zu zweieinhalb Jahren Gefängnis – neun Monate davon unbedingt. Der Richter: «Sie haben den Steuerzahler enorm an Vermögen geschädigt.» Das ergaunerte Geld muss der Sozialbetrüger nun zurückzahlen.

* Name der Redaktion bekannt

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