Der Menziker Gemeinderat ist stinksauer. Gestern hat die Behörde vom Kanton Aargau erfahren, dass bald doppelt so viele Asylsuchende in der Gemeinde wohnen werden wie bisher. Aus dem Traditions-Gasthaus Sternen wird ein Asylzentrum.
Eingefädelt hat die Umnutzung der Besitzer des Lokals, Hans Marti, wie die «Aargauer Zeitung» heute berichtet. Er, der von 1994 bis 2001 in Menziken als Gemeindeammann waltete – und das ausgerechnet für die SVP! Noch heute soll er der Partei angehören, die sich sonst – man denke an den Knatsch in Aarburg – mit aller Kraft gegen Asylunterkünfte stemmt.
«Laut den Aussagen des Kantons hat Herr Marti den Sternen dem Sozialdienst angeboten», sagt Annette Heuberger, Frau Gemeindeammann von Menziken, zur «Aargauer Zeitung». Und fügt lakonisch an: «Wenn es um das liebe Geld geht, vergisst der Mensch vieles.»
Der ehemalige SVP-Gemeindeammann schweigt
Marti selbst will sich zur Vermietung nicht äussern. Ende Monat wird sein Gasthaus die Türen schliessen. Die Gründe dafür seien fehlende Gäste, demotiviertes Personal und der starke Franken, wie Marti in einem früheren Interview mit der Lokalzeitung sagte.
Mitte August sollen dann 60 Asylsuchende in dem lachsfarbenen Haus mit den roten Fensterläden einziehen, weitere 30 Personen sollen zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Der Mietvertrag läuft laut Angaben des Kantons über fünf Jahre mit Option zur Verlängerung um weitere fünf Jahre.
Die Gemeinde kritisiert, dass sie erst nach Unterzeichnung des Mietvertrags über die Umnutzung informiert wurde. Sie sei «vor vollendete Tatsachen gestellt» worden, heisst es in einem Communiqué. «Der Gemeinderat ist über die kantonale Vorgehensweise und die vorgesehene Zuweisung von weiteren Asylsuchenden empört.»
Gemeinde wehrt sich gegen zusätzliche Kosten
Mit den 60 Asylbewerbern, die bereits in Menziken leben, habe man das Soll «bei Weitem» erfüllt, sagt Frau Gemeindeammann Heuberger. Die Aufnahme weiterer Personen würde zusätzliche Kosten verursachen – und dagegen sträubt sich die Gemeinde. Juristische Schritte würden nicht ausgeschlossen, heisst es.
Der Kanton weist die Kritik bezüglich der späten Information der Gemeindebehörden von sich. Der Kanton habe sich «strikt an den Leitfaden für die Schaffung von Asylunterkünften gehalten, der von der Paritätischen Kommission Kanton-Gemeinden im Asylwesen erstellt und im März allen Gemeinden kommuniziert wurde», teilt ein Sprecher des Sozialdepartements auf Anfrage der «Aargauer Zeitung» mit. (lha)