Die F/A-18 befand sich am 14. Oktober für ein Luftkampftraining gegen zwei F-5 Tiger im Luftraum über dem französischen Jura. Als der Pilot in der letzten Phase der Übung bei vollem Nachbrenner-Einsatz nach oben rechts wegziehen wollte, traten bei der F/A-18 Probleme auf.
Das Flugzeug begann, sich ungewollt nach links zu drehen. Der Pilot Martin «Tinu» H.* reagierte darauf mit einem Steuerwechsel, um das Flugzeug zu stabilisieren. Gleichzeitig erhielt er akustisch und auf dem Cockpit die Warnung, dass es im linken Triebwerk zu einem Strömungsabriss und dadurch zu einem Leistungsabfall gekommen sei. Grund für den Abfall waren verschiedene Faktoren: Ein praktisch vertikaler Flug mit sehr geringer Geschwindigkeit und ein aggressives Manövrieren mit rascher Veränderung des Anstellwinkels.
Über 3500 Flugstunden
Der Auditor wirft dem Piloten einerseits vor, dass dieser als Missionschef die Vorschriften für die minimale Flughöhe für den Sichtluftkampf im Trainingsraum und angesichts des Wetters missachtete. Die beiden relevanten Sicherheitsflughöhen seien zu tief festgelegt worden.
Anderseits soll der Angeklagte Sorgfaltspflichten verletzt haben. Nach dem Strömungsabriss hat er demnach die vorgeschriebenen Notfallmassnahmen fehlerhaft oder gar nicht ausgeführt, was letztlich zum Absturz führte. Ein Pilot muss diese elementaren Sicherheitsvorschriften für aussergewöhnliche Situationen oder im Notfall auswendig ausführen. H. galt als Schweizer Vorzeige-Militärpilot. Der Solothurner hatte zum Zeitpunkt des Unfalls bereits über 3500 Flugstunden absolviert, allein 1100 auf der F/A-18. Nun wurde er angeklagt.
*Name der Redaktion bekannt