Foto: Thomas Meier

US-Botschafter Ed McMullen verlässt Bern
«Eine Amtsperiode ist genug»

Schon nächstes Jahr will US-Botschafter Ed McMullen wieder abreisen. Kampfjet-Entscheid und Freihandelsabkommen hin oder her. Der Schweiz-Freund will aber Brückenbauer zwischen den beiden Staaten bleiben.
Publiziert: 07.07.2019 um 10:24 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2019 um 11:14 Uhr
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Ed McMullen ist amerikanischer Botschafter für die Schweiz und Liechtenstein.
Foto: Karl-Heinz Hug
Interview: Andrea Willimann

Herr Botschafter, in Bern haben sich am Mittwoch die wichtigsten Akteure für einen Freihandelsvertrag Schweiz-USA getroffen. Sie suchen nach einer gemeinsamen Basis für Verhandlungen. Steht der Start bevor?
Ed McMullen:
Es ist grossartig, dass es vorwärtsgeht. Ich bin zuversichtlich. Ich bin nun mehr als eineinhalb Jahre in der Schweiz und habe in dieser Sache den Ball immer nach vorne gespielt. Zeitdruck darf aber kein Thema sein, denn ein zweites Scheitern wie 2006 gilt es zu verhindern. Unser Verhältnis ist mit allen Partnern am Verhandlungstisch so gut, dass wir niemanden vor den Kopf stossen wollen. Wäre dies der Fall, würden wir die notwendigen demokratischen Prozesse in der Schweiz garantiert nicht überstehen.

Die EU und die südamerikanischen Mercosur-Staaten haben sich auf einen Freihandelsvertrag geeinigt. Die Schweiz möchte im Herbst nachziehen. Erhöht dies den Druck in Washington, weil Schweizer bald günstiger aus dem Mercosur importieren könnten?
Vielleicht wird es ja auch schwieriger für die Schweiz bei einem Abkommen mit den Mercosur-Staaten. Diese haben jetzt aufgrund der Einigung mit der EU möglicherweise weniger Interesse an einem Vertrag mit der Schweiz. Umgekehrt könnten die Herausforderungen beim Rahmenabkommen mit der EU das Schweizer Interesse an ­einem Freihandelsvertrag mit den USA steigern.

Sie reisen in Bern nicht ab, bevor die Tinte unter einem Freihandelsvertrag getrocknet ist?
Wenn es länger als bis Ende 2020 dauert, würde sich meine Nachfolge genauso engagieren wie ich.

Sie verlassen die Schweiz nächstes Jahr?
Jetzt habe ich etwas verraten (lacht). Ich habe Präsident Trump gesagt, dass es mir eine Ehre sei, mich für eine Amtsperiode für die schweizerisch-amerikanischen Beziehungen zu engagieren. Aber ich bin Unternehmer, nicht Politiker. Deshalb plane ich nach den Wahlen Ende 2020 meine Rückkehr in die Wirtschaft. Ich würde aber sicher ein paar Monate anhängen, wenn ein Freihandelsvertrag gerade dann in einer heissen Phase wäre und der Präsident dies wünschen sollte.

Die Schweiz ist der siebtgrösste Handelspartner der USA. Sie ­exportiert viel mehr, als sie ­importiert. Arbeiten Sie daran, die Handelsbilanz zugunsten Amerikas zu verbessern?
Ich baue schon jetzt sehr viele Brücken. US-Unternehmer und Investoren schätzen es sehr, dass sie mit Schweizern so viele Werte teilen, dass die Wirtschaft hier so stabil ist und unsere Währungen praktisch auf gleichem Kurs harmonieren. Es gibt insofern ein natürliches Handelspotenzial, und ich tue mein Bestes dafür, dieses zu befördern. Wenn man die Dienstleistungen zur Bilanz hinzuzählt, ist diese übrigens praktisch ausgeglichen.

Sollte es zu ein Freihandelsabkommen geben, befürchten die Schweizer Bauern Nachteile.
Im Agrarbereich gibt es auf beiden Seiten Wachstumspotenzial. Aber dieses wird auch überwertet: Der Agrarbereich macht rund zehn Prozent des Handelsvolumens aus. Es geht um den Marktzugang für die gesamte Wirtschaft! Unser gemeinsames Ziel sollte sein, dass wir beidseitig profitieren.

Wie könnte man die Schweizer Bauern ins Boot holen?
Wir sind bereit und kaufen gerne noch mehr Schweizer Käse, Schokolade, Wein oder Trockenfleisch. Manche Schweizer lieben unser Beef, manche nicht. Und das wird auch so bleiben, wenn wir kein Abkommen aushandeln können. Niemand will mit freiem Handel funk­tionierende Märkte kaputt machen. Das wäre nie im Sinne von Präsident Trump.

Was braucht es denn für ein ­eigentliches Verhandlungs­mandat vonseiten der USA?
Das kann ich nicht genau sagen, weil ich noch keinen konkreten Auftrag habe. Aber ich denke, es braucht einen ersten Vorschlag, wie wir mit der Schweizer Landwirtschaft eine Lösung finden.

Guy Parmelin pfiff zum Kick-off

Diese Woche starteten in Bern die Vorgespräche für ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz. Wirtschaftsminister Guy Parmelin und die Seco-Chefin, Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, hatten Vertreter der wichtigsten Interessengruppen eingeladen: Heinz Karrer vom Wirtschaftsverband Economiesuisse, Jean-François Rime vom Gewerbeverband, Jacques Bourgeois vom Bauernverband sowie Christa Markwalder als Präsidentin des Parlamentarischen Freundschaftsvereins Schweiz-USA.

Themen waren die Ausgangslage, die Situation in heiklen Bereichen sowie mögliche Strategien der Schweiz. Die Gesprächsteilnehmer lassen sich nicht in die Karten blicken. Markwalder sagt nur: «Der Gesamtwille ist überall vorhanden, Totalopposition gab es in keinem Bereich.»

Diese Woche starteten in Bern die Vorgespräche für ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz. Wirtschaftsminister Guy Parmelin und die Seco-Chefin, Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, hatten Vertreter der wichtigsten Interessengruppen eingeladen: Heinz Karrer vom Wirtschaftsverband Economiesuisse, Jean-François Rime vom Gewerbeverband, Jacques Bourgeois vom Bauernverband sowie Christa Markwalder als Präsidentin des Parlamentarischen Freundschaftsvereins Schweiz-USA.

Themen waren die Ausgangslage, die Situation in heiklen Bereichen sowie mögliche Strategien der Schweiz. Die Gesprächsteilnehmer lassen sich nicht in die Karten blicken. Markwalder sagt nur: «Der Gesamtwille ist überall vorhanden, Totalopposition gab es in keinem Bereich.»

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