Sein Ruf als guter Vater und Ehemann, seine heile Welt, stand auf dem Spiel. Darum tötete Bank-Informatiker Ueli A.* (52) 2011 in Untereggen SG seine Ehefrau Andrea A. († 43). Die Leiche versteckte er im Garten.
Gestern stand Ueli A. in Fussfesseln vor dem Kreisgericht Rorschach SG. «Es war nicht geplant, ich hatte sie zu fest gern», sagt er. «Es war wie in einem Zug, aus dem ich nicht mehr aussteigen konnte.» Der Staatsanwalt fordert 17 Jahre. Wegen Mordes. Der Saal ist voll, Angehörige des Opfers sind anwesend, Freunde, Nachbarn. «Es ist nichts Gefreutes, hier zu sein», sagt der Angeklagte. Leise berichtet er, wie er seine Frau kennenlernte, von der Weltreise, den drei Kindern. Wie sich 2009 alles zu verändern begann: «Meine Frau fing eine homöopathische Ausbildung an. Sie pendelte, legte Karten, auch für die Kinder.» Er kann damit nichts anfangen, sie jammert, sie brauche mehr Platz.
Mitten in den Ausbauarbeiten am Haus macht sie im Dezember 2010 eine Kehrtwende, will eine Auszeit, Monate später die Scheidung. Im Oktober 2011 sagt sie, dass sie einen neuen Partner habe. Nach 23 Jahren Beziehung. Da schlief das Ehepaar längst getrennt. Wochen später trifft auch Ueli A. eine neue Frau. «Beim Tanzen, es war wie ein Märchen.»
Mit seiner Noch-Ehefrau gibt es Termine beim Anwalt, Diskussionen über Unterhaltszahlungen und das Haus, das er verlieren soll. «Ich hatte Mühe, das zu verstehen», sagt Ueli A. «Nicht sachlich, aber emotional.» Für den Staatsanwalt ist klar: Er gab seiner Frau die Schuld – am Ehe-Aus, an seiner Zukunftsangst. Und ihn nervte die Esoterik-Schiene. Er sagte ihr, sie solle die Kinder in Ruhe lassen.
In der Nacht auf den 3. Dezember kann er nicht schlafen. Er steht auf, geht in die Küche. «Es war zu viel für mich. Ich hatte Bilder vor mir», sagt er, «steigerte mich in einen Ausnahmezustand.» Später in einer Einvernahme gibt er zu Protokoll: «Ich dachte, ich muss die Kinder vor ihr schützen.»
Er trinkt Alkohol, bindet den Hund im Haus an die Leine, gibt ihm zu fressen. «Damit er nicht gestört wird», folgert der Staatsanwalt. Mit einem Hammer, einem Plastiksack und einem Seil schleicht A. barfuss ins Zimmer seiner Frau. Sie liegt auf der Matratze. Er zieht ihr den Sack über den Kopf, schlägt zu. Dann fasst er sie unter den Achseln, zerrt sie weg, schlägt wieder zu – fünf Mal mindestens. Schliesslich zieht er den Sack mit Kabelbindern zu und erdrosselt Andrea A. Er schnürt sie mit dem Seil zusammen, schafft sie in den Garten und versenkt sie im Schacht. Das Loch füllt er auf.
Der Staatsanwalt sagt: «Er hat sie aus Hass getötet. Die Bauarbeiten am Haus kamen ihm gerade recht.» Der Verteidiger plädiert auf Totschlag. Ueli A. sagt: «Ich wollte sie nicht verstecken, ich wusste, es kommt aus. Ich hätte mich gestellt.» Die Polizei kommt ihm zuvor und verhaftet ihn zwei Wochen später. Wann das Urteil fällt, ist noch offen.