«Wenn man sieht, was für Kräfte gewirkt haben, wird einem mulmig»
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SBB zu Gotthard-Crash:«Wenn man sieht, was für Kräfte gewirkt haben, wird einem mulmig»

SBB-Arbeiter berichten
«An Feierabend ist derzeit nicht zu denken»

Die SBB geben Vollgas, damit die Züge im Gotthard wieder rollen können. Bei Thomas Gut (52) und Mauro Frigerio (40) laufen die Fäden zusammen. Einblicke in die Baustelle der Nation.
Publiziert: 20.08.2023 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 21.08.2023 um 07:52 Uhr
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Im Gotthard siehts aus wie in einem Saustall.
Foto: Keystone
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Auf Fotos hat man den Eindruck: Im Tunnel sieht es aus wie in einem Saustall. Was liegt da überall herum?
Thomas Gut: Vor allem Nahrungsmittel. Wir finden alles, was von Italien in die Welt geschickt wird: Wein, Bier, Getrocknetes, Spaghetti, Reis. Und ganz viel Schrott, zerstörte Waggons.

Haben Sie das Gefühl, die halbe Schweiz schaut Ihnen bei der Arbeit zu?
Mauro Frigerio: Wir haben keine Zeit, darüber nachzudenken. Wir konzentrieren uns ganz auf unsere Arbeit. Wir geben im Schichtdienst alles, Tag und Nacht, damit der Tunnel so schnell wie möglich wieder funktioniert. Wegen der Arbeiten habe ich an einem Tag fast vergessen, dass mein Kind Geburtstag hat (lacht).

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Aus dem Meisterwerk der Technik wurde ein Trümmerfeld. Macht Sie der Anblick im Gotthard traurig?
Gut: Wir sind sehr froh, dass niemand verletzt wurde. Und jetzt machen wir einfach unsere Arbeit. Wir benötigen Zeit und Geld, um den Ursprungszustand wiederherzustellen.

Wie sieht zurzeit Ihr Arbeitstag aus?
Frigerio: Ich fange sehr früh am Morgen an und koordiniere die verschiedenen Stellen. Unsere Leute fahren mit Zügen in den Tunnel. Die Arbeit im Tunnel ist sehr anstrengend, weil es sehr heiss ist – über 40 Grad. Die Menschen im Tunnel arbeiten maximal eine Stunde am Stück und müssen dann eine Hitzepause machen.

Was ist aktuell die grösste Herausforderung?
Gut: Wir geben alles, damit ab Mittwoch, 0 Uhr in einer Röhre die Güterzüge wieder rollen können. Dafür haben wir ein mobiles Tor installiert. Bei dem Unfall ist ja unser grosses Spurwechseltor stark beschädigt worden, das die Luftzirkulation regelt. Wir haben das mobile Tor, das sonst für Unterhaltsarbeiten benutzt wird, in einer Blitzaktion umgebaut und ans Tunnelprofil angepasst. Bis Dienstagabend machen wir Testfahrten.

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Das Spurwechseltor war mal ein Koloss. Wie bergen Sie das Tor?
Gut: Das Tor ist immer noch an Ort und Stelle, wir müssen zuerst den Schrott und die zerstörten Wagen drumrum beseitigen. Da liegt sehr viel rum.

Der Unfallzug bestand auch aus Gefahrguttransporten. Wie sind Sie damit umgegangen?
Gut: Dafür haben wir Spezialisten. Der verantwortliche Kommandant hat mir gesagt: Das Team ging zuerst in den Tunnel, weil es dachte, ein Zug sei stecken geblieben. Als klar wurde, was passiert war und niemand verletzt war, haben wir sofort nach Gefahrgut geschaut. Glücklicherweise war das nicht der Fall, die Wagen mit Gefahrgut sind nicht entgleist und konnten sicher und unproblematisch evakuiert werden.

Worauf freuen Sie sich nach Feierabend am meisten?
Frigerio: An Feierabend ist zurzeit nicht zu denken. Aber meine Familie und meine Kinder helfen mir abzuschalten.

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