Zweieinhalb Jahre nach der brutalen Tat beginnt am Freitag ein Prozess gegen 20 Angeklagte in Istanbul. Zwei Hauptbeschuldigten wird vorgeworfen, die 18 übrigen Angeklagten zum vorsätzlichen Mord unter Folter angestiftet zu haben, hiess es in der Anklageschrift der Istanbuler Staatsanwaltschaft, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Ein Sonderkommando aus Riad hatte Khashoggi am 2. Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul brutal getötet, als er Papiere für seine geplante Hochzeit abholen wollte. Sein Leichnam wurde zerstückelt.
Die saudische Regierung hat den Mord eingeräumt. Kronprinz bin Salman, der faktische Herrscher in Saudi-Arabien, bestritt aber, die Tötung selbst angeordnet zu haben. Die Uno-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard war dagegen zu dem Schluss gekommen, dass es glaubwürdige Hinweise auf eine mögliche persönliche Verantwortung des Kronprinzen und anderer ranghoher Vertreter Saudi-Arabiens gebe.
Alle Angeklagten sind saudische Staatsbürger, der Prozess findet in ihrer Abwesenheit statt. Für die Verdächtigen sind nach der Anklageschrift schon im März 2019 Fahndungsaufrufe über Interpol erlassen worden.
Khashoggi wurde der Anklageschrift zufolge im Konsulat stranguliert und dann zerstückelt. Der türkische Staatsanwalt kommt zu dem Schluss, dass von Anfang an geplant gewesen sei, den Journalisten zu ermorden, sollte er nicht einwilligen, nach Saudi-Arabien gebracht zu werden. Er widerspricht damit der saudischen Darstellung, wonach es zunächst keine Mordabsichten gab. Bereits im Vorfeld sei auch die Vertuschung des Mordes geplant worden.
Bei den Hauptangeklagten handelt es sich der Anklageschrift zufolge um Saud bin Abdullah al-Kahtani, einen ehemaligen engen Berater des saudischen Kronprinzen bin Salman, und den ehemaligen stellvertretenden Geheimdienstchef Ahmed al-Asiri.
«Vor dem Hintergrund einer völlig unglaubwürdigen Justiz in Saudi-Arabien bietet das Verfahren in der Türkei nun die Chance, die Mörder von Khashoggi zur Rechenschaft zu ziehen», teilte die Organisation Reporter ohne Grenzen mit.
Ein Gericht in Saudi-Arabien hatte im Dezember fünf Männer im Fall Khashoggi zum Tode verurteilt. Drei weitere Angeklagte erhielten Haftstrafen von insgesamt 24 Jahren. Die Namen der Angeklagten sollten unter Verschluss bleiben, bis die Urteile rechtskräftig sind.
Die Türkei, die EU und die Vereinten Nationen hatten die Todesurteile scharf kritisiert. Es sei weit davon entfernt, die Erwartungen der Türkei und der internationalen Gemeinschaft zu erfüllen, hiess es in einer Erklärung des Aussenamts in Ankara. Die Aufklärung des Mordes auf türkischem Boden sei eine «moralische Verpflichtung».
(SDA)