Es ist der 14. September 1965, die Zeit des Kalten Krieges. Auch die Schweiz rüstet sich für den Ernstfall. Das neu entwickelte Angriffsverfahren der Flugwaffe mit dem Namen «Salto» soll es den Jets ermöglichen, Radarstationen zu unterfliegen. «Wir hatten das Manöver in Interlaken schon mehrfach geübt. An diesem Tag sind wir aber zum ersten Mal mit Volllast geflogen», erinnert sich Rolf Schneeberger (74). Zu dem Zeitpunkt besitzt er seit drei Jahren die Pilotenlizenz, fliegt beruflich für die Swissair.
Beladen mit zwei 400 Kilo schweren Bomben, vier Kanonen, Raketen und 2250 Litern Kerosin hebt der damals 24-Jährige mit seiner Venom in Interlaken BE ab. Kurz darauf bemerkt der Pilot, dass er die Kurve nicht kriegt, um wie gewohnt durch die Rugenlücke zu fliegen.
«Als ich das Flugzeug mit dem Querruder aufrichten wollte, reagierte das Steuer nicht. Die Maschine war nicht mehr steuerbar», erinnert sich Schneeberger. Er versucht, den Jet in Richtung Wald oberhalb der Rugenbräu-Brauerei zu lenken. «Immer schneller rasten die Bäume auf mich zu», sagt Schneeberger. Per Schleudersitz rettet er sich aus dem abstürzenden Flieger. «Ich zog nur noch am Griff über mir. Dann verlor ich für kurze Zeit das Bewusstsein.»
Keine zehn Sekunden später landet er auf einer Wiese unterhalb der Rugenbräu AG – ohne einen einzigen Kratzer. «Ich bin dann zur Strasse raufgeklettert. Dort wartete schon ein Auto auf mich und fuhr mich zur Brauerei.
Dass seine Venom nur wenige Meter entfernt abgestürzt ist, ahnt er da noch nicht. «In der Brauerei fragte ich, wo meine Maschine sei.» Die Mitarbeiter können es nicht fassen, dass der Pilot unversehrt vor ihnen steht.
Am Stützpunkt in Interlaken machen sich die Kollegen bereits grosse Sorgen. «Als ich mich dort wenig später zurückmeldete, schaute ich nur in ungläubige Gesichter», erinnert sich Schneeberger. Einen Tag später sitzt der junge Pilot bereits wieder im Cockpit: «Ich wurde nur kurz vom Arzt durchgecheckt. Es war für mich damals eben ein Unfall, der beim Training schon mal passieren kann.» Dass damals niemand verletzt wurde, dafür sind alle Beteiligten auch heute, 50 Jahre später, noch dankbar. Eine Gedenktafel an der Unfallstelle soll nun für immer an den Absturz erinnern.