Pärchen hört Hilferufe
Frau befreit sich aus Lawine – und muss Nacht im Freien verbringen

Aus einer Lawine befreit, den Abhang hinuntergestürzt, auf einem Felsvorsprung gerettet. Die Geschichte einer Frau (36) aus dem Wallis mutet unglaublich an. Jetzt sprechen ihre Retter über die Entdeckung.
Publiziert: 23.02.2022 um 08:32 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2022 um 12:03 Uhr
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Mark Armitage und seine Frau Petra entdeckten die vermisste Frau am Dienstag unterhalb eine Stausees.
Foto: ZVG
Chiara Schlenz und Sven Ziegler

Unglaubliche Rettung in Blatten bei Naters VS am Dienstagmittag! Mitten in einer Felswand unterhalb des Gebidum-Staudamms können die Rettungskräfte der Air Zermatt in einer gross angelegten Rettungs-Aktion eine Frau (36) aus der Region retten.

Diese hat eine schlimme Nacht hinter sich: Zuerst verirrt sich die Frau nach der Arbeit auf der Belalp am Montagabend im dichten Nebel – und gerät dann in eine Lawine. Diese überlebt sie unverletzt, kann sich auch selber daraus befreien, doch danach stürzt sie einen Abhang herunter. Daraufhin begibt sie sich auf einen Felsvorsprung, um nach Hilfe zu rufen.

Weil sie nicht nach Hause kommt, alarmiert ihr Partner die Polizei. Aufgrund des schlechten Wetters kann zunächst nicht mit einem Helikopter nach der Frau gesucht werden. Spezialisten und Hundeführer suchen deshalb das Gebiet zu Fuss ab, können die Frau aber nicht finden.

Am Dienstag wird zusätzlich ein Helikopter der Zürcher Kantonspolizei in die Aletschregion aufgeboten, der Handys orten kann. Der Handy-Standort kann daraufhin auf das Gebiet rund um den Stausee Gibidum eingegrenzt werden.

«Nach dem Hilfe-Ruf sind wir gerannt!»

Den entscheidenden Hinweis zur Rettung geben schliesslich Mark Armitage (46) und seine Frau Petra (43) aus Gattikon ZH. Sie sind derzeit im Wallis in den Ferien. «Wir sind am Dienstag spazieren gegangen, um Wildtiere zu beobachten», sagt Armitage zu Blick. Aufgrund des Schneefalls in der Nacht zuvor seien die Tierspuren deutlich sichtbar gewesen. «Wir haben eine Fuchsspur entdeckt und sind dieser ins Tal gefolgt, obwohl wir eigentlich gar nicht warm genug angezogen waren. Aber irgendetwas hat uns weitergetrieben», sagt der Tier-Liebhaber.

In der Nähe des Staudamms habe seine Frau ein Echo ins Tal gerufen. Es ist ein Ruf mit Folgen. «Denn auf das Echo kam ein Hilfe-Schrei zurück», erzählt Armitage. Immer wieder hätten sie den «Hilfe»-Ruf einer Frau gehört. «Nach dem zweiten oder dritten Mal war uns klar, dass es kein Witz ist. Dann sind wir gerannt!»

Unterhalb des Stausees entdeckt das Ehepaar die in Not geratene Frau. Umgehend alarmiert Armitage die Notruf-Zentrale. «Wir haben in dem Moment überhaupt nicht nachgedacht, was wir eigentlich tun. In einem solchen Moment funktioniert man einfach», schildert er.

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Air Zermatt rettete Frau per Longline

Wenige Minuten später taucht ein Polizei-Helikopter auf, der bereits in diesem Gebiet unterwegs gewesen war. «Wir konnten der Polizei dann zeigen, wo sich die Frau befindet». Die 36-Jährige verbrachte die Nacht auf einem winzigen Felsvorsprung unterhalb des Staudamms.

Die Polizei stellt schnell fest: Eine Landung mit dem Helikopter vor Ort ist nicht möglich. Deshalb kommt die Air Zermatt zum Zug. Mit der Longline retten die Spezialisten die Frau und fliegen sie ins Spital.

Die Geschehnisse der vergangenen Stunden müssen die Retter erst noch verarbeiten «Wir konnten lange kein Auge zutun, immer wieder haben sich die Szenen vor meinem inneren Auge abgespielt», sagt Armitage. Die Rettung sieht er als Wink des Schicksals: «Zuerst sind wir trotz ungenügender Kleidung weiter gelaufen, dann setzt meine Frau genau im richtigen Moment einen Echo-Ruf ab, das kann kein Zufall gewesen sein.»

Armitage appelliert nach den Ereignissen an alle Berggänger, niemals aus Spass nach Hilfe zu rufen. Die grosse Frage für ihn bleibt: «Wenn wir nicht gewesen wären, was wäre dann passiert?»

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