Das neue SRF-Flaggschiff «Arena/Reporter» hat Schlagseite, bevor die erste Sendung überhaupt ausgestrahlt wurde. Bereits letzte Woche geriet die Co-Moderation von Jonas Projer (36) und Christa Rigozzi (34) in die Kritik. Denn: Die Ex-Miss ist prominente Werbefigur, was die Frage nach ihrer Unabhängigkeit als Polit-Moderatorin aufwirft.
Am Samstag gabs noch mehr Ärger: Christian Kast (48), zentraler Protagonist der Sendung, bezeichnet sich im Internet selber als «Nazi». Er droht Schwarze zu ermorden und will Bundesrätinnen hängen, seine Gesinnung machte er auf Facebook wiederholt öffentlich. In «Arena/Reporter» zum Thema Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden kommt der 48-Jährige zum grossen Auftritt, weil er 2015 seine Kinder aus einem Heim entführte und auf die Philippinen schickte. Er wurde zum Helden der Kesb-Kritiker. SRF hat über ihn den Film «Kast und die Kesb» gedreht, der vor der «Arena»-Diskussion ausgestrahlt wird.
Kast hätte am Sonntag auch im Studio anwesend sein sollen. Doch nach dem BLICK-Artikel zog er seine Teilnahme zurück. Dann änderte er seine Meinung und wollte nun doch dabei sein – aber jetzt sagte ihm SRF ab. Aktueller Stand gestern Abend: Der «Reporter» über Kast wird zwar gezeigt, der selbsternannte «Nazi» nimmt aber nicht an der anschliessenden Diskussion im Studio teil. Stattdessen soll er sich in aufgezeichneten Einspielern äussern.
Ein sehr kritischer Streifen
Wie kann ein rechtsradikaler Hetzer Hauptfigur in einem Film werden, der die Kesb thematisiert? Im SonntagsBlick rechtfertigt Projer seine Gästewahl: Es handle sich um einen «sehr kritischen Streifen». Und: «Nie würde ich einen Nazi in die ‹Arena› einladen!»
BLICK konnte das überprüfen und den «sehr kritischen Streifen» bereits sichten – wegen einer Riesenpanne! Denn SRF stellte den mit Hochspannung erwarteten Film aus Versehen bereits ins Internet - über eine Woche zu früh! iPhone-User konnten ihn beispielweise über die Podcast-App herunterladen.
Fazit: Die Galionsfigur der Kesb-Kritiker wird nicht als Held dargestellt, die zweifelhafte Rolle bezüglich seiner Familie und der Kesb kommt zum Ausdruck. Aber: Seine Gesinnung wird nur mit zwei Fragen thematisiert – nicht wirklich kritischen.
Kritisch oder rassistisch?
Dass er Schwarzen mit Erschiessen droht («Kugel, keine Kugel, Kugel»), Bundesräte erhängen will («stelle mich gerne als Scharfrichter zur Verfügung») und sich selbst als «Nazi» bezeichnet («Ich bin jetzt rechtsextrem. Meldet euch, ein Nazi wartet») – das verpackt das SRF in eine nette Frage: «Ist es nicht ein Widerspruch, dass Sie eine Ausländerin geheiratet haben und dann so kritisch sind gegen Ausländer?» Antwort Kast: «Ich habe nie etwas gegen Ausländer gesagt.» Weiter heisst es im Film, Kast habe ein Video einer Neonazi-Band veröffentlicht. «Kritische» Frage aus dem Off: «Wieso machen Sie denn so etwas?» Antwort Kast: Es dürfe «keine Tabus und keine Denkverbote» geben. Das wars dann schon.
BLICK meint: Kasts Äusserungen sind nicht «kritisch gegen Ausländer», wie es im SRF-Film heisst. Sie sind rassistisch. Die Fragen des Reporters bezüglich Kasts Weltanschauung sind nicht «kritisch», wie von Jonas Projer angekündigt. Sie verharmlosen die Tatsache, dass der Protagonist, der landesweit zum Anti-Kesb-Helden wurde, ein selbsternannter «Nazi» ist.
Update: Nach dem Anruf von BLICK hat SRF den Film über Nacht aus dem offiziellen Podcast-Angebot wieder entfernt.
Im Sommer 2015 bat die Polizei die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Suche nach Familie Kast. Die beiden Eltern hatten die Töchter Alina (damals 2) und Queen (damals 6) nach einem Ausflug nicht mehr in die Wohngruppe in Trimbach SO zurückgebracht. Der Verdacht: Kindesentführung. Zu diesem Zeitpunkt sassen Mutter und Kinder bereits im Flieger Richtung Südostasien.
Zuvor hatte eine Nachbarin des Paares eine Gefährdungsmeldung abgesetzt, weil die beiden Mädchen oft alleine draussen gesehen wurden. Dazu kommt: Mutter Margie hat Probleme mit dem Leben in der Schweiz, wirft manchmal mit Gegenständen um sich. Auch am 17. September 2014 tat sie das. Und an diesem Tag klingelten zwei Mitarbeiterinnen der Kesb in Sisseln AG an der Haustür der Familie. Christian Kast war bei der Arbeit, seine Frau mit den Kindern allein.
Die Kesb-Mitarbeiterinnen fanden «zertrümmerte und herumliegende Haushaltsgegenstände sowie Spielsachen vor», heisst es in den Akten. Das Familiengericht ordnete darauf mittels
superprovisorischer Verfügung einen Obhutsentzug an. Auch häusliche Gewalt wird im Bericht erwähnt.
Als er wusste, dass seine Familie in Asien gelandet war, stellte sich Christian Kast der Polizei. — Michael Sahli
Im Sommer 2015 bat die Polizei die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Suche nach Familie Kast. Die beiden Eltern hatten die Töchter Alina (damals 2) und Queen (damals 6) nach einem Ausflug nicht mehr in die Wohngruppe in Trimbach SO zurückgebracht. Der Verdacht: Kindesentführung. Zu diesem Zeitpunkt sassen Mutter und Kinder bereits im Flieger Richtung Südostasien.
Zuvor hatte eine Nachbarin des Paares eine Gefährdungsmeldung abgesetzt, weil die beiden Mädchen oft alleine draussen gesehen wurden. Dazu kommt: Mutter Margie hat Probleme mit dem Leben in der Schweiz, wirft manchmal mit Gegenständen um sich. Auch am 17. September 2014 tat sie das. Und an diesem Tag klingelten zwei Mitarbeiterinnen der Kesb in Sisseln AG an der Haustür der Familie. Christian Kast war bei der Arbeit, seine Frau mit den Kindern allein.
Die Kesb-Mitarbeiterinnen fanden «zertrümmerte und herumliegende Haushaltsgegenstände sowie Spielsachen vor», heisst es in den Akten. Das Familiengericht ordnete darauf mittels
superprovisorischer Verfügung einen Obhutsentzug an. Auch häusliche Gewalt wird im Bericht erwähnt.
Als er wusste, dass seine Familie in Asien gelandet war, stellte sich Christian Kast der Polizei. — Michael Sahli