Kampf gegen Rassismus
Petition verlangt Entfernung von Statue in Neuenburg

Nach weltweiten Anti-Rassismus-Protesten ist in Neuenburg eine Petition zur Entfernung der Statue von David de Pury lanciert worden. Der Bankier und Sklavenhändler (1709-1786) hatte der Stadt durch sein Testament ein riesiges Vermögen vermacht.
Publiziert: 09.06.2020 um 12:08 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2020 um 08:52 Uhr
Die 1855 errichtete Bronzestatue von David de Pury steht auf dem gleichnamigen Hauptplatz in der Stadt Neuenburg. (Archivbild)
Foto: SANDRO CAMPARDO

Die Online-Petition ist an die Bundesbehörden, den Kanton und die Stadt Neuenburg gerichtet, wie das Onlineportal Arcinfo schreibt. Bis Dienstag um 10.00 Uhr wurden 380 Unterschriften gesammelt, wie die Zählung der weltweiten Kampagnenplattform Change.org ergab. Die Gruppierung Collectif pour la mémoire startete die Petition im Zusammenhang mit den Demonstrationen gegen Rassismus nach dem Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd.

Reich durch Handel mit Sklaven

Das Geld, das de Pury bei seinem Tod 1786 Neuenburg vermachte, floss in die Stadtgestaltung. Der Reichtum beruhte laut dem Collectif pour la mémoire zu grossen Teilen auf dem Sklavenhandel, der zehntausende Sklavinnen und Sklaven von Angola und Moçambique nach Amerika schaffte.

«Es liegt in unserer Verantwortung, dieses Vermächtnis in Frage zu stellen und abzulehnen, dass eine Person, die zum Leid von mehr als 55'000 Sklaven beigetragen hat, als Wohltäter angesehen wird», schreibt die Gruppierung.

Die Petition fordert, dass die 1855 errichtete Bronzestatue von David de Pury, die sich auf dem gleichnamigen Platz im Zentrum von Neuenburg befindet, abgerissen wird. Stattdessen soll eine «Gedenktafel zu Ehren all jener, die unter Rassismus und weisser Vorherrschaft litten und noch heute leiden» installiert werden.

Bedeutung von Statuen rücken ins Bewusstsein

Im britischen Bristol hatten Demonstranten am Sonntag die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston (1636-1721) vom Sockel gestürzt und in den Hafen geworfen. Colston wird in Bristol seit Jahrhunderten als Wohltäter verehrt, weil er Armenhäuser und Schulen unterstütze. Sein Reichtum gründete jedoch zu einem erheblichen Teil auf dem Handel mit afrikanischen Sklaven.

Im US-Bundesstaat Virginia wurde vor wenigen Tagen die Entfernung der seit Langem umstrittenen Statue des Südstaatengenerals Robert E. Lee in der Stadt Richmond angeordnet. Bereits nach den Protesten und gewaltsamen Ausschreitungen bei der Kundgebung von Rassisten in Charlottesville 2017 hatten zahlreiche Städte in den USA begonnen, Statuen von Südstaatengenerälen abzureissen.

Die Stadt Neuenburg ist seit mehreren Jahren mit Fragen zu ihrer Vergangenheit im Zusammenhang mit Sklaverei und Rassismus konfrontiert. 2019 benannte sie den nach dem Naturforscher und Rassentheoretiker Louis Agassiz bezeichneten Platz um.

Er heisst jetzt «Espace Tilo Frey». Die FDP-Politikerin und Frauenrechtlerin war 1971 eine der ersten elf Nationalrätinnen der Schweiz. (SDA)

Der brutale Tod von George Floyd (†46)

Am Montagabend, 25. Mai, rückt die Polizei von Minneapolis aus, um den Afroamerikaner George Floyd (†46) festzunehmen. Der Grund: Ein mutmassliches Fälschungsdelikt. Während der brutalen Verhaftung wird Floyd tödlich verletzt. Er stirbt kurz darauf im Spital.

Die letzten schmerzhaften Minuten seines Lebens wurden auf Video festgehalten. Der Clip verbreitete sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer. Entsetzen und Ausschreitungen in zahlreichen Städten der USA sind die Folge.

Die Aufnahmen zeigen, wie ein weisser Polizist sein Knie an den Hals des Afroamerikaners drückt. Minutenlang. Floyd fleht wiederholt um Hilfe, versprach, widerstandslos mitzukommen. «Ich kann nicht atmen», sagt er zuletzt. Dann bleibt er still, verliert sein Bewusstsein.

Passanten schreien die Polizisten an. Doch der Beamte Derek Chauvin presst mit seinem Knie Floyds Kehlkopf weiterhin auf den Asphalt. Erbarmungslos. Später rufen die Beamten die Ambulanz. Im Spital wird der Festgenommene für tot erklärt.

Nach der Verbreitung des Videos werden die vier beteiligten Polizisten aus dem Dienst entlassen. Derek Chauvin wird am Freitag, 29. Mai festgenommen. Er steht unter Mordverdacht.

Floyds Tod treibt in den ganzen USA die Menschen auf die Strasse. Sie demonstrieren gegen Polizeigewalt, insbesondere an dunkelhäutigen Menschen. Die Proteste eskalieren teils in heftigen Ausschreitungen und Verwüstungen.


Am Montagabend, 25. Mai, rückt die Polizei von Minneapolis aus, um den Afroamerikaner George Floyd (†46) festzunehmen. Der Grund: Ein mutmassliches Fälschungsdelikt. Während der brutalen Verhaftung wird Floyd tödlich verletzt. Er stirbt kurz darauf im Spital.

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