Die Zeit drängt. Seit einer Woche steigen die Corona-Ansteckungen in der Schweiz wieder täglich. 18, 22, 44, 52, 58, 69, so lauten die aktuellsten Zahlen. Letzten Montag lagen Neuinfektionen bei 18 Fällen, am Samstag schon bei 69. Noch letzte Woche zögerte die Taskforce des Bundes vor einer Empfehlung zur Maskenpflicht. Doch jetzt dürfe man damit nicht länger zuwarten.
Die wissenschaftliche Corona-Taskforce des Bundes fordert eine Maskenpflicht im ÖV und an anderen Orten im öffentlichen Raum. «Wir empfehlen eine Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und überall, wo eine Nachverfolgung mittels Contact Tracing nicht möglich ist». Das sagte Taskforce-Leiter Matthias Egger der «SonntagsZeitung».
Umdenken auch bei Kantonen, aber nicht allen Politikern
Egger hält eine Maskenpflicht für nötig: «Die Gefahr eines stärkeren Anstiegs besteht auf jeden Fall.» Mit entsprechenden Massnahmen könne dieser verhindert werden. Der Leiter der Corona Taskforce zeigt sich auch beunruhigt über die steigende Reproduktionszahl, die «nun mit 1.28 deutlich über 1 liegt», zitiert ihn «SRF». «Eine Reproduktionszahl über 1 ist ein Alarmzeichen», so Egger.
Offenbar erfolgt auch bei den Kantonen ein Gesinnungswandel. Immer mehr scheinen von einem Maskenobligatorium überzeugt. «Wir sollten nicht mehr viel Zeit verlieren, um eine Maskenpflicht einzuführen», sagt Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz.
Auch Politiker signalisieren Handlungsbedarf. CVP-Präsident Gerhard Pfister (57): «Bei weiter ansteigenden Fallzahlen braucht es mindestens im ÖV eine Maskenpflicht». Laut FDP-Präsidentin Petra Gössi (44) hätte «Maskenpflicht von Anfang an eingeführt werden sollen». Unklare Signale kommen lediglich aus der SVP: «Maskentragen, wo nötig, ist empfohlen, aber nicht zu verordnen. Die meisten Leute sind vorsichtig und wissen, wie sie sich schützen müssen», sagt Parteipräsident Albert Rösti (52).
Bald Fiebermessen am Flughafen?
Diese Woche haben neben den steigenden Ansteckungszahlen auch aus dem Ausland eingeschleppte Fälle für Unruhe gesorgt – viele davon aus Serbien.
Die Taskforce hat daher auch Empfehlungen im Reisebereich angepasst. Neu sollen Temperaturkontrollen für Personen durchgeführt werden, die mit dem Flugzeug ankommen.
Auch eine zehntägige Quarantäne für Reisende aus Ländern, welche die Epidemie nicht unter Kontrolle haben, wird erwägt. «Wir analysieren die epidemiologische Situation weltweit fortlaufend», so Egger.
Masken wären nicht länger Mangelware
Maskenpflicht gibt es in der Schweiz nur bei Demonstrationen. Im öffentlichen Verkehr wird das Tragen von Schutzmasken empfohlen. Lange galt die mangelhafte Versorgungslage mit Masken in der Schweiz als Grund für den Verzicht des Bundes, das Tragen von Masken vorzuschreiben. Inzwischen sind Versorgung und Eigenproduktion gesichert und die Lager voll.
Der Bundesrat hält am Mittwoch seine nächste Sitzung ab. Der Druck auf die Landesregierung steigt, die Corona-Regeln schweizweit zu verschärfen. (kes)