Seit bald 40 Jahren beschäftigt Robert Siegrist (60) nur eine Frage: Wer tötete an Pfingsten 1976 in einem Ferienhäuschen in Seewen SO seine Eltern Elsa (†62) und Eugen (†63), seine Tante Anna (†80) sowie deren Söhne Emanuel (†52) und Max (†49) mit 13 Schüssen? Bis heute ist die Tat ungeklärt und inzwischen verjährt.
Nach den Rätsel-Morden von Rupperswil AG kommt bei Siegrist alles wieder hoch. Weil die Täter nach einem Monat immer noch nicht gefasst sind und nicht einmal ein Aufruf in der aktuellen ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst» geplant ist (BLICK berichtete).
«Ich kann nicht verstehen, dass die Aargauer Ermittler nicht alles Menschenmögliche tun, um die Tat aufzuklären», sagt Siegrist zu BLICK. Im Fall Seewen sei sogar nie ein Beitrag für «Aktenzeichen XY ... ungelöst» gemacht worden. «Ich weiss heute warum. Die Solothurner Fahnder waren wegen ihrer Ehre zu stolz.» Der Fünffachmord ist das grösste ungeklärte Verbrechen in der Schweizer Kriminalgeschichte.
Siegrist erinnert sich: «Zu Beginn war sogar ich der Hauptverdächtige. Obwohl nie etwas gegen mich sprach.» Die Beamten hätten damals viele Fehler gemacht. Der Basler Kaufmann befürchtet, dass dies nun auch im Aargau so ist: «Auch da habe ich den Eindruck, dass teils überforderte Beamte zur Aufklärung im Einsatz sind.»
Siegrist möchte nicht gegen die Aargauer Polizei wettern: «Dort hat es sicher Top-Ermittler, die herkömmliche Tötungsdelikte klären können.» Aber: «Es sind wohl auch Polizisten involviert, die ihre Laufbahn teils bei der Verkehrspolizei oder im Bussenzettel-Bereich gestartet haben. Das ist nicht optimal.»
Der Basler kennt die eigenen Akten von Seewen bis ins Detail: «Ich weiss, welche Ermittlungsschritte die Polizei in einem solchen Fall macht.» Zum Fall von Rupperswil sagt er: «Das darf kein zweiter Fall Seewen werden.» Siegrist fordert: «Es muss für so schwere Delikte endlich eine eigene schweizerische Kriminalbehörde geben.»
In Deutschland oder in den USA sei dies mit dem BKA und dem FBI längst der Fall. «Wir müssen mit diesem Kantönligeist aufhören.» Leiden würden jetzt vor allem die Angehörigen der Toten von Rupperswil. «Ich weiss, wie sie sich fühlen», sagt Siegrist. «Da ist die tiefe Trauer und diese ständige Ungewissheit, ob die Täter überhaupt je gefasst werden.» Nichts sei schlimmer, als vierzig Jahre auf den Durchbruch zu hoffen.