Quarantäne-Odyssee in Griechenland
Schweizer Paar trotz negativem Test in Hotel eingesperrt

Leo M. (26) und Sarah K. (30) wollen auf Kreta Sommerferien machen. Bei einer Routinekontrolle am Flughafen fällt Leos Schnelltest positiv aus. Das Paar muss in Quarantäne – und wird auch nicht freigelassen, als der PCR-Test negativ ist.
Publiziert: 14.08.2021 um 10:13 Uhr
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Aktualisiert: 14.08.2021 um 11:39 Uhr
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Sarah K. (30) und Leo M. (26) aus der Schweiz wollten ihre Sommerferien auf der griechischen Insel Kreta verbringen.
Foto: Zvg

Leo M.* (26) und seine Freundin Sarah K.* (30) fliegen Anfang Juli nach Kreta. Sie landen am Flughafen von Heraklion und freuen sich auf sieben Tage Sonne, Strand und Meer. Als die Schweizer das Gepäck holen wollen, gerät Leo in eine Routinekontrolle – die Odyssee beginnt.

Stichprobenartig müssen Fluggäste das Corona-Einreiseformular vorweisen und einen Schnelltest machen. Leo wird von seiner Freundin getrennt und zu einem provisorischen Test-Bereich geführt. Da er geimpft ist und am Tag vor der Abreise nochmals einen Test gemacht hat, ist Leo M. unbesorgt.

Positiver Schnelltest löst Spiessrutenlauf aus

Auf einem Tisch liegen achtlos Teststäbchen herum. Leo muss für einen Nasenabstrich herhalten. «Der Pfleger hat das Stäbchen nur kurz in meine Nase gesteckt – er hat ziemlich schludrig gearbeitet», sagt Leo zu Blick. Geduldig wartet er auf das Resultat. Nach etwa 15 Minuten kommt der Pfleger zu ihm und sagt, der Schnelltest sei positiv. Leo kann es nicht fassen. «Den angeblich positiven Teststreifen hat mir niemand gezeigt», sagt Leo.

Weil er zusammen mit seiner Freundin reist, müssen beide noch zu einem genaueren PCR-Test. Per Ambulanz fahren sie vom Flughafen ins nächstgelegene Spital. Dort werden sie von einem Arzt untersucht und getestet. Danach muss das Paar ins Quarantäne-Hotel, bis es die Ergebnisse des PCR-Tests erhält. «Ich war mir sicher, dass der PCR-Test negativ ausfallen würde und dachte, am nächsten Tag ist der ganze Spuk vorbei», sagt Leo.

Eingangstür des Quarantäne-Hotels ist verschlossen

Am darauffolgenden Tag schickt das Spital ihnen die Test-Ergebnisse aufs Handy: Wie erwartet sind beide negativ. Sofort packen die beiden ihre Koffer und gehen zur Rezeption. Dort zeigen sie alle Dokumente und wollen das Quarantäne-Hotel verlassen. Aber die Angestellten weigern sich, das Paar gehen zu lassen – sie müssten mit der «Civil Health Protection» sprechen, erklären sie.

Genervt ruft Leo diese Behörde an. Er wird von einer Stelle zur nächsten weitergeleitet – bis sie die Hiobsbotschaft erhalten: Basierend auf dem positiven Schnelltest verdonnern die griechischen Behörden das Paar zu einer 10- bis 14-tägigen Quarantäne. Dass sie einen negativen PCR-Test haben, interessiert diese nicht.

Leo und Sarah überlegen, einfach rauszulaufen. Doch die Haupteingangstür des Hotels ist verschlossen. Die Angestellten drohen mit der Polizei, falls sie sich nicht an die Verordnung halten. Den Schweizern bleibt nichts anderes übrig, als zurück aufs Zimmer zu gehen.

Chlorwasser und ungeniessbares Essen

Verzweifelt nehmen sie Kontakt zur Schweizer Botschaft in Athen auf und schildern ihre Situation – ohne Erfolg. Der Konsul kann nichts gegen das griechische Gesetz unternehmen. «Ich konnte es nicht fassen, in dieser aussichtslosen Lage gefangen zu sein», sagt Leo.

Die nächsten zwei Tage telefoniert das Paar morgens bis abends mit diversen griechischen Regierungsstellen. Diese haben aber kein Interesse daran, das Paar aus der unrechtmässigen Quarantäne zu entlassen.

Währenddessen sind Leo und Sarah im rund zehn Quadratmeter kleinen Zimmer eingesperrt. Dreimal am Tag bekommen sie etwas zu Essen. Meist Fleisch mit Beilage. Zum Teil ist es noch halbroh. «Es ist richtig ‹grusig›, wir ernähren uns fast nur von Gemüse», sagt Leo. Zu trinken gibts in Karaffen abgefülltes Wasser, das nach Chlor riecht.

Horror-Trip hinterlässt Spuren

Am vierten Tag entschliesst sich das Paar, einen Anwalt zu suchen. Im Internet finden sie eine Kanzlei, die ihnen sofort hilft. Einige Stunden und viele Anrufe später dann die erlösende Nachricht: Leo und Sarah dürfen das Quarantäne-Hotel am nächsten Tag verlassen.

Am Freitag sind sie endlich frei – fünf Tage nach Ankunft auf Kreta. «Wir brauchten einen Moment, um das Ganze zu realisieren und weinten vor Erleichterung, als wir draussen waren.» In Ferienstimmung kommen die beiden nicht mehr, noch am selben Tag fliegen sie in die Schweiz zurück.

Noch ganze zwei Wochen kämpft das Paar wegen der mangelnden Ernährung mit Verdauungsstörungen. In der Nacht träumen sie von ihrem Horror-Trip, der eindeutig Spuren hinterlassen hat. Leo M.: «Wir wollen andere vor dieser Willkür warnen!» (gin)

* Namen geändert

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