Kanada-Premier schliesst Gewalt nicht aus
Trudeau will bei Trucker-Protesten eingreifen

Wegen der seit über zwei Wochen anhaltenden Trucker-Proteste in Kanada schliesst Premier Justin Trudeau die gewaltsame Auflösung der Blockaden nicht aus.
Publiziert: 12.02.2022 um 05:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2022 um 06:15 Uhr
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Die Sorge steigt, dass die Trucker-Proteste in Kanada in Gewalt enden können.
Foto: Justin Tang

In Kanada demonstriert ein Trucker-Konvoi gegen bestehende Corona-Massnahmen. Nun will der Premier Justin Trudeau (50) eingreifen. Wenn die Demonstranten gegen die Corona-Massnahmen der Regierung nicht nach Hause gingen, würde es «ein immer stärkeres Eingreifen» der Polizei geben, sagte Trudeau am Freitag in Ottawa und nannte die Blockaden «illegal». Jede Massnahme sei möglich, der Einsatz des Militärs allerdings das letzte Mittel.

«Ich kann jetzt nicht viel mehr dazu sagen, wann oder wie das genau endet, weil wir wegen Gewalt besorgt sind», ergänzte Trudeau. Er machte nach einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden (79) auch deutlich, dass eine wichtige, blockierte Grenzbrücke zwischen der Stadt Windsor und Detroit in den USA nicht mehr lange geschlossen bleiben werde. An die Demonstranten appellierte Trudeau: «Wir haben Euch gehört, es ist Zeit, nach Hause zu gehen.»

Trucker-Protest dauert bereits Wochen

Seit Wochen demonstrieren in Kanada Tausende Menschen gegen Corona-Massnahmen und Impfvorschriften. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen blockierten sie unter anderem Teile der Innenstadt Ottawas.

Gegenstand der Proteste waren zunächst Impfvorschriften für Lastwagenfahrer und danach die staatlichen Pandemiebeschränkungen insgesamt. Im Januar trat eine Verordnung in Kraft, nach der auch Lastwagenfahrer, die aus den USA zurückkehren, einen Impfnachweis vorlegen müssen.

Es droht 70'000-Euro-Strafe – oder ein Jahr Knast

Am Freitag hatte zudem die betroffene Provinz Ontario den Notstand ausgerufen. Der örtliche Ministerpräsident Doug Ford kündigte Massnahmen gegen die Protestler an, darunter Geldstrafen von umgerechnet bis zu 70'000 Euro und maximal ein Jahr Gefängnis. Ausserdem könnten den Lastwagenfahrern die Lizenzen entzogen werden. Einsatzkräfte würden zum Schutz wichtiger Strassen, Flughäfen, Häfen und anderer Infrastruktureinrichtungen abgestellt.

Die Blockade der Ambassador Bridge zwischen Windsor und Detroit - sowie weiterer Grenzübergänge - führte nach Trudeaus Worten zum Stopp der Autoproduktion von sechs Herstellern wegen fehlender Teile. Über die Brücke fliessen 25 Prozent des kanadisch-amerikanischen Güterverkehrs - das entspricht pro Tag einem Warenwert von umgerechnet 275 Millionen Euro. Die Region ist wirtschaftlich über die Grenze hinaus eng verwoben.

Blockaden sollen wegen «Sicherheit der Menschen» weg

Deshalb hatte Trudeau am Freitag auch mit US-Präsident Biden gesprochen: «Präsident Biden und ich stimmen beide darin überein, dass diese Blockaden aus Gründen der Sicherheit der Menschen und der Wirtschaft nicht fortgesetzt werden können», so der Regierungschef weiter. Das Weisse Haus äusserte sich ähnlich. Nach Angaben Trudeaus würden die Demonstranten, von denen viele dem rechten Spektrum zugeordnet werden, durch Spenden unterstützt, die zu etwa 50 Prozent aus den USA kämen.

Weite Teile der Bevölkerung hatten Trudeaus teilweise sehr strikten Anti-Covid-Kurs in den vergangenen zwei Jahren mitgetragen. In jüngsten Studien zeichnet sich allerdings eine mögliche Trendwende ab, auch wenn das Bild noch nicht eindeutig ist.

Auch einige Anhänger des 50-Jährigen nahmen der grassierenden Omikron-Variante geschuldete Massnahmen wie neue Reiseeinschränkungen und von lokalen Regierungen verordnete Schliessungen der Innenräume von Bars und Restaurants als übertrieben wahr. (SDA)

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