Wegen Corona bleiben die Trauben hängen
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Fällt der Wein ins Wasser?Wegen Corona bleiben die Trauben hängen

Wird die Ernte abgesagt? Schweizer Winzer befürchten
Wegen Corona bleiben die Trauben hängen

Geschlossene Beizen, abgesagte Veranstaltungen wegen Corona. Das bekommt die Weinbranche zu spüren, der Absatz sinkt. Im Herbst könnten daher weniger Trauben geerntet werden. Das wollen Winzer Diego Mathier und CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy verhindern.
Publiziert: 26.04.2020 um 23:23 Uhr
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Die Corona-Krise gefährdet die Traubenernte im Herbst. Fehlt die Nachfrage, dürften viele Trauben in den Weinbergen verrotten.
Foto: Keystone
Ruedi Studer

Ein guter Tropfen – damit stossen die Schweizer gerne an! Letztes Jahr konsumierte die hiesige Bevölkerung 255 Millionen Liter Wein. Knapp fünf mehr Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und auch die Schweizer Winzer hatten Grund zur Freude: Einheimische Weine sind wieder auf dem Vormarsch – ihr Marktanteil stieg auf rund 37 Prozent.

Doch jetzt trübt die Corona-Krise die Aussichten. Restaurants sind geschlossen, Weinmessen abgesagt, Veranstaltungen verboten, Degustationsanlässe gestrichen. Der Verband Swiss Wine befürchtet wegen der Corona-Einschränkungen einen sinkenden Weinkonsum.

Mathier: «Der Wein muss fliessen»

«Der Markt ist in diesen Bereichen völlig zusammengebrochen», sagt der Walliser Weinbauer Diego Mathier (49) zu BLICK. «Wir sind ein liquider Markt, der Wein muss fliessen – sonst bekommen wir mit der diesjährigen Ernte ein Problem.»

Zwar stehe die Traubenlese erst im Herbst an. Doch wenn die Weinlager wegen des fehlenden Absatzes gefüllt bleiben, wird es schwieriger für den diesjährigen Jahrgang. «Eine gewisse Menge kann zwar eingekellert oder in Flaschen abgefüllt werden», so Mathier. «Doch es besteht auch die Gefahr, dass ein Teil der Trauben nicht geerntet wird, falls wegen der Corona-Krise der einheimische Weinkonsum sinkt.»

Aus Solidarität – nicht aus Mitleid

Er appelliert deshalb an die Bevölkerung, auf einheimische Produkte zu setzen – auch beim Wein. «Trinken die Schweizer einheimischen Wein, ist das Problem gelöst», so Mathier. Es gehe um Solidarität und nicht um Mitleid, betont der «Schweizer Winzer des Jahrzehnts»: «Wir Weinbauern liefern eine sensationelle Qualität. Wir wollen keine Mitleidstrinker!»

Der Walliser hofft darauf, dass auch die Grossverteiler einen Schritt auf die Winzer zumachen und mehr Schweizer Weine vermarkten. Eine Möglichkeit sieht er zudem in ersten Lockerungsschritten: «Weindegustationen in den Betrieben sollten möglich sein, wenn die Schutzmassnahmen eingehalten werden können.» Der Bundesrat könnte allenfalls per 11. Mai einen Schritt in diese Richtung machen.

Mathier plädiert zudem dafür, dass der Bund eine Verstärkung der Promotionsmassnahmen finanziell unterstützt.

Importkontingente senken, Zölle heben

«Mehr Werbung allein reicht nicht», ist hingegen CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy (41) überzeugt. Er sieht noch weitere Hebel, bei denen die Politik ansetzen könnte, um die einheimische Weinwirtschaft zu stützen.

«Der Bund muss die Kontingente für ausländische Weinimporte senken», so Bregy. Für das laufende Jahr wären aktuell 170 Millionen Liter erlaubt. «Zudem sind ausländische Weine, die nicht den Schweizer Produktionsvorgaben entsprechen, mit zusätzlichen Zöllen zu belegen.» Bregy hält auch Steuererleichterungen für einheimische Alkoholika für prüfenswert – etwa via Mehrwertsteuer.

Bregy will nun in Bundesbern vorstellig werden. Für den CVP-Mann ist nämlich klar, dass rasch gehandelt werden muss. «Wir müssen verhindern, dass im Herbst die Trauben in den Weinbergen verrotten.»

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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