Weil Stimmen von Auslandschweizern fehlten
Lombardi darf auf Auferstehung hoffen

Hauchdünn verpasste Filippo Lombardi die Wiederwahl in den Ständerat. Doch nun könnte ein Tessiner Anwalt dem CVP-Urgestein zum Comeback verhelfen.
Publiziert: 28.11.2019 um 11:17 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2019 um 08:22 Uhr
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Bloss 45 Stimmen fehlten Filippo Lombardi zur Wiederwahl in den Ständerat.
Foto: Keystone
Ladina Triaca

Die Sache schien gegessen. Noch am Wahlabend betonte der abgewählte Ständerat Filippo Lombardi (63), er akzeptiere die Niederlage und verlange keine Nachzählung. Dies, obwohl dem CVP-Urgestein bloss 45 Stimmen fehlten!

Doch nun darf Lombardi auf seine Auferstehung hoffen. Der Tessiner Anwalt und CVP-Politiker Gianluca Padlina (39) will den hauchdünnen Wahlausgang nicht einfach so hinnehmen. Gegenüber BLICK bestätigt Padlina: «Ich habe beim Tessiner Verwaltungsgericht Rekurs eingereicht.»

Benachteiligte Ausland-Tessiner

Er ziele mit seiner Beschwerde nicht auf das Wahlresultat, sondern auf das Verfahren vor der Wahl, so der Stadtrat von Mendrisio. Padlina ist überzeugt: Viele Auslandtessiner haben ihre Wahlunterlagen nicht rechtzeitig erhalten.

«Mehrere Tessiner, die im Ausland leben, haben sich via Facebook oder per Mail bei mir gemeldet, weil sie ihre Wahlcouverts entweder gar nicht oder viel zu spät erhalten haben», so Padlina.

Dies gehe gar nicht. Schliesslich schreibe das kantonale Gesetz vor, dass die Wähler die Wahlunterlagen spätestens drei Wochen vor der Wahl und zehn Tage vor dem zweiten Wahlgang erhalten müssen, so der Präsident der kantonalen Anwaltskammer.

Tessiner Wahlkrimi

Um die verspäteten Stimmen der Auslandtessiner zu berücksichtigen, hat Padlina bereits vorgesorgt. Auf seinen Vorschlag hin hat die Tessiner Kantonsregierung die Gemeinden vergangene Woche angewiesen, alle Wahlcouverts aufzubewahren, die zu spät – also nach dem zweiten Wahlgang am 17. November – eingetroffen sind.

Nun kommt es zum Krimi. Verhelfen die zu spät eingetroffenen Stimmen der Ausland-Tessiner Lombardi doch noch zum Sieg? 45 Stimmen Rückstand sind wenig. Und der ehemalige CVP-Fraktionspräsident hat als Vizepräsident der Auslandschweizer-Organisation (ASO) einen guten Draht in die fünfte Schweiz. Gut möglich also, dass die gewählten Ständeräte Marina Carobbio (53) und Marco Chiesa (45) nochmals zittern müssen.

«Fokussiere mich auf das Berufsleben»

Lombardi selber nimmt den Rekurs zur Kenntnis. Er betont, dass er mit der Beschwerde von Gianluca Padlina nichts zu tun habe. Ob er zu einer allfälligen Neuwahl antreten würde?

Lombardi sagt, diese Frage stelle sich für ihn derzeit nicht. «Im Moment fokussiere ich mich auf meine Wiedereingliederung im beruflichen Leben und in der Zivilgesellschaft», so der Präsident des Hockeyklubs Ambrì-Piotta.

Padlina bestätigt, dass er den Rekurs als «privater Stimmbürger» eingereicht habe. Kommt das Verwaltungsgericht zum Schluss, dass das Vorwahlverfahren nicht korrekt abgelaufen sei, wolle er weitergehende Schritte prüfen: «Je nach Ausmass der Problematik werde ich eine Beschwerde beim Bundesgericht in Betracht ziehen», so Padlina.

Padlina bereits 2011 aktiv

Es ist nicht das erste Mal, dass der CVP-Politiker aktiv wird. Bereits bei den Nationalratswahlen vor acht Jahren hatte Padlina sein Händchen im Spiel. Damals erzielten CVP-Kandidat Marco Romano (37) und seine Parteikollegin Monica Duca Widmer (59) exakt gleich viele Stimmen.

Ein Computerprogramm fällte dann – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – einen Losentscheid. Dagegen reichte Padlina Beschwerde ein. Mit Erfolg: Die Tessiner Regierung musste das Los nochmals öffentlich und von Hand ziehen. Gewählt wurde schliesslich CVP-Mann Marco Romano. Vielleicht bleibt das nicht der einzige Erfolg des umtriebigen CVP-Anwalts.

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