In aller Welt feiern Muslime derzeit die Zeit des Fastenbrechens - der Ramadan geht zu Ende. Für eine Zürcher Lehrerin gibt es zum «Zuckerfest» Bayram aber vor allem Saures. Verantwortlich dafür ist SVP-Nationalrat Andreas Glarner (56).
Weil die Primarlehrerin den Eltern ihrer Schüler mitgeteilt hat, dass sie keinen Jokertag eingeben müssten, wenn die Kinder an diesem Tag nicht in die Schule kommen - so, wie dies in der Volkschulverordnung vorgesehen ist. «Ich brauche aber eine Bestätigung per Mail oder SMS von Ihnen», schrieb sie in einem Mail an die Eltern. «Für alle, die morgen Bayram feiern, wünsche ich ein tolles Fest.»
Sogar die Handynumnmer gab er an
Für Glarner ein Unding, dass Kinder wegen eines muslimischen Festes einfach so die Schule schwänzen dürfen. Seine Reaktion: Er postete die Mail der Lehrerin auf Facebook - mit Klarnamen, E-Mail und Handynummer der Frau. «Vielleicht möchte jemand der Lehrerin mitteilen, was man davon hält», so sein Kommentar.
Für SP-Nationalrat Cedric Wermuth (33) hat Glarner damit eine Grenze überschritten. «Das ist ein direkter Aufruf zur Belästigung!», schimpft er. «Andreas Glarner gibt damit eine Bürgerin zum Abschuss frei!»
«Ein krasser Machtmissbrauch!»
Auch Wermuth findet, dass es wichtig ist, dass solche Fragen klar geregelt werden. «Wie man solche Fragen lösen soll, ist eine absolut legitime Diskussion», findet er. Genau dafür sei Glarner Parlamentarier und könne diese Frage zum Beispiel mit einem Vorstoss thematisieren. «Aber einfach so die Kontakte der Lehrerin zu veröffentlichen - das geht zu weit.» Für Wermuth hat Glarner damit die Persönlichkeitsrechte der Frau verletzt. «Ein krasser Machtmissbrauch!»
Und das «ironischerweise» einen Tag, nachdem im Parlament eine Broschüre verteilt worden sei, in der Parlamentarierinnen und Parlamentarierin erklärt wird, wie sie sich gegen Belästigung durch Kollegen wehren können. «Jetzt müssen wir dann offenbar Broschüren verteilen, wie sich Bürgerinnen gegen Parlamentarier wehren können», so Wermuth.
Nicht das erste Mal
Glarner selbst sieht das anders. «Bei der Handynummer handelt es sich um eine offizielle Schulnummer. Die privaten Kontakte der Frau hätte ich niemals freigegeben.» Zudem habe er die Angaben gelöscht, nachdem sich ein Verwandter der Frau bei ihm gemeldet habe. «Er sagte mir, dass sie derzeit geradezu bestürmt werde. Das will ich ja auch nicht», sagt er zu BLICK.
Doch dass die Frau nun von seinen Followern beschimpft werde, kann er sich nicht vorstellen. «Das sind alles anständige Leute.» Doch nüchtern sagen, dass man solche Extrawürste nicht richtig findet, müsse man schon, so Glarner. «Wir kuschen wie verrückt vor dieser Religion.»
Es ist nicht das erste Mal, dass Glarner Menschen auf Facebook blossstellt. Letztes Jahr regte er sich über ein vermeintliches «Cervelat-Verbot» auf - und stellte eine nicht anonymisierte Klassenliste auf Facebook. Später entschuldigte er sich dafür.