Die Sommer-Rekrutenschule beginnt seit der jüngsten Armeereform 2018 in der 26. Kalenderwoche. Dieses Jahr also am 24. Juni. Fünf Wochen bevor die meisten Berufslehrverträge Ende Juli enden, und zum Teil bevor die letzten Prüfungen stattgefunden haben.
Der Armee ist das egal. Ihr sind die Studenten wichtiger, die sonst eine Woche des Herbstsemesters verpassen. So wie dies vor 2018 der Fall war. Dafür nimmt das Militär in Kauf, dass die Lehrlinge ihre Verträge brechen müssen und während der RS Prüfungsstress haben. Und es stösst bewusst die Lehrbetriebe vor den Kopf, welche die Löhne weiterzahlen und auf ihr fertig ausgebildetes Personal verzichten müssen.
Die Armee weiss dabei den Bundesrat auf ihrer Linie. Die Landesregierung lehnt einen Vorstoss von Erich Ettlin (CVP, OW, 56) ab, der heute im Ständerat zur Abstimmung kommt und den Beginn der Sommer-RS wieder in den Juli verschieben will.
Stifte stellen Grossteil der Rekruten – nicht die Studenten
Doch auch Ettlin bekommt Rückendeckung: Die Berufsverbände steigen jetzt auf die Barrikaden – die grossen wie der Schweizerische Arbeitgeber-, der Gewerbe- oder der Baumeisterverband, aber auch die kleinen. Sie rufen die Parlamentarier dazu auf, Ettlin zu unterstützen, da immerhin rund zwei Drittel der Jugendlichen – und somit der Rekruten – eine Berufslehre machen.
Schreinermeister reden Viola Amherd ins Gewissen
Der Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten hat gestern gar einen Brief an die neue Verteidigungsministerin Viola Amherd (CVP, 56) geschrieben: Das Berufsbildungsgesetz, das volle vier Lehrjahre für ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis fordere, werde mit der Verkürzung der Lehre grundsätzlich in Frage gestellt.
Der Verband Schweizerischer Elektro-Installationsfirmen reklamiert: «Entgegen der Haltung des Bundesrates stellt der gewählte RS-Beginn auch nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner dar!» Sonderlösungen durch militärischen Urlaub lösten das Problem nicht, sondern führten zu Rechtsunsicherheit, da der Spielraum allein bei der Armee liege.
Mit so viel Support hofft Ettlin auf das Verständnis von Parteifreundin Amherd. Obschon sie heute im Ständerat die ablehnende Haltung des Bundesrates vertreten wird: «Sie könnte offen für eine Anpassung der Motion sein, die den Weg für bessere, flexible RS-Varianten ebnen könnte», so Ettlin.