Der gelbe Riese spart an der Sicherheit seiner Poststellen. «Ja, die Post hat ihre Servicetätigkeiten für Störungsfälle angepasst», bestätigt Sprecher François Furer. Abstriche macht der Staatskonzern bei der hauseigenen Gebäudemanagement-Tochter, der Immobilien Management und Services (IMS).
Defekte Alarmanlagen und Türschlösser sollen von der IMS nicht mehr innert anderthalb Stunden repariert werden. Neu darf es zehn Betriebsstunden dauern, bis ein Schaden behoben ist. So lange soll bei Bedarf ein Securitas vor die Tür der Poststelle gestellt werden.
Alarmknopf gedrückt, aber nichts passiert
Auch bei der Wartung wird gespart. Was dazu führt, dass nicht alle Mängel umgehend festgestellt werden. Veranschaulichen lässt sich das anhand des schweizweiten Sirenentests. Auch in diesem Jahr funktionierten Anfang Februar die allermeisten Sirenen einwandfrei. Dank des Tests vom 5. Februar weiss man aber, welche zwei Prozent der Sirenenanlagen ihren Dienst nicht tun.
Werden die Alarmanlagen in den Poststellen nicht mehr so oft überprüft, besteht folgende Gefahr: Der stille Alarm – den die Postmitarbeiter bei einem Überfall drücken können – dürfte in den allermeisten Poststellen funktionieren. Doch bei den Postmitarbeitern hinterlässt es ein mulmiges Gefühl, wenn sie nicht sicher sind, ob der Alarm auch ausgelöst wird, wenn sie den Alarmknopf drücken.
Eine Zehnernote pro Mitarbeiter gespart
Auf Anfrage beziffert die Post den Spareffekt der neuen Massnahmen mit «600'000 Franken jährlich». Der Staatskoloss mit 60'000 Mitarbeitern spart somit gerade mal eine Zehnernote pro Pöstler.
IMS-Mitarbeiter hoffen, dass die Post bald wieder «vernünftig» werde und die Sparmassnahmen rückgängig mache. Sie sind jedenfalls nicht gewillt, der Post-Spitze in Bern mit Gratisüberstunden aus der Bredouille zu helfen.
Spätestens, wenn Kunden zwei-, dreimal vor verschlossener Türe stehen, weil die Verriegelung klemmt und der Monteur erst am Folgetag kommt, werde man wieder über die Bücher müssen, heisst es in der Branche.
Die Post verteidigt die Sparmassnahme: Die Sicherheit der Mitarbeitenden, der Kunden und der der Post anvertrauten Güter und Gelder hätten auch künftig oberste Priorität, versichert Sprecher Furer. Und: «Wir optimieren unsere Sicherheitsprozesse und passen sie den heutigen neuen technischen Möglichkeiten an.» Man handle im Rahmen der gesetzlichen und internen Vorgaben.
Verschlossene Türen
Für David Roth, Zentralsekretär der Kommunikationsgewerkschaft Syndicom, sendet der Staatskonzern dennoch falsche Signale an Mitarbeitende und Kunden aus: «Post und Postfinance müssen die finanzielle Grundversorgung der Schweizerinnen und Schweizer verantworten. Jetzt spart man bei der Sicherheit und beim Unterhalt und nimmt in Kauf, dass Poststellen wegen defekter Türen geschlossen bleiben. Dabei sollte die Post gerade nach den jüngsten Vorkommnissen die Werte Sicherheit und Zuverlässigkeit hochhalten.»
Roth spricht damit die verschiedenen Überfälle auf Geldtransporter in der Romandie an. Bis Ende letzten Jahres waren mehrfach Transporter von Securepost Ziele von Überfällen geworden. Mit zahlreichen Massnahmen gab der gelbe Riese hier Gegensteuer, um die Geldversorgung in der Westschweiz aufrechtzuerhalten.
Sprecher Furer bestätigt, dass verschiedene Massnahmen ergriffen wurden. «Beispielsweise sind in den Transportern Systeme eingebaut, die die Banknoten bei einem Überfall einfärben», sagt er. Auf weitere Massnahmen geht er nicht ein, um den Tätern die Arbeit nicht zu erleichtern.
Überfälle auf Poststellen statt Geldtransporter
«Eben!», kontert Gewerkschafter Roth. Nach den Erfahrungen mit den Geldtransporten sei es völlig unverständlich, dass man jetzt bei Sicherheit und Unterhalt in Poststellen spare: «Will man wirklich in Kauf nehmen, dass statt der Überfälle auf Geldtransporter nun die Zahl der Postüberfälle ansteigt?»