Weil «Boni-Banker» verletzend sein soll
Postauto zensiert Vollgeld-Spot

Die Vollgeld-Initianten müssen jede Plattform nutzen, die sich ihnen bietet. Auch Bildschirme in öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei den staatlichen Postautos blitzten sie aber ab. Weil sie Banker diskriminiert haben sollen.
Publiziert: 31.05.2018 um 18:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:21 Uhr
Florian Wicki und Sermîn Faki

Für die Vollgeld-Initiative stehen die Chancen schlecht. Das Begehren verlangt, dass nur noch die Nationalbank Geld herstellen darf. Gemäss letzten Umfragen lassen sich die Stimmbürger davon aber nicht überzeugen – den Initianten droht an der Urne ein Debakel.

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Der Originaltext des Vollgeld-Spots. Das war für Postauto zu viel des Guten.
Foto: ZVG
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Der Originaltext des Vollgeld-Spots. Das war für Postauto zu viel des Guten.
Foto: ZVG

Umso wichtiger aus Sicht des Komitees, so kurz vor dem Urnengang noch mal Gas zu geben. Zum Beispiel mit Werbespots auf den Bildschirmen in öffentlichen Bussen und Trams. Bei den meisten Verkehrsbetrieben konnte das Komitee problemlos einen extra produzierten Spot platzieren.

Bei Postauto blitzten die Vollgeldler ab

Bei einem Unternehmen aber liefen die Initianten auf: Bei der staatlichen Postauto AG. Denen nämlich missfiel eine Formulierung. «Gewinne aus der Geldherstellung für Boni-Banker?», fragt der Spot. Und «Boni-Banker» – das sei für alle Bankangestellten verletzend, befand Postauto.

«Die Botschaft vermittelt, dass Bankangestellte bonusgetrieben sind. Wir lehnen den Spot in dieser Form ab», teilte man dem Komitee mit. Mit einer kleinen Anpassung der Wortwahl – zum Beispiel «Gewinne aus der Geldherstellung für Banken» würde die Werbung zugelassen.

«Das ist politische Zensur»

Für Raffael Wüthrich vom Initiativkomitee eine «haarsträubende Begründung». «Wir sagen nicht, dass alle Bankangestellten Boni-getrieben sind. Die Aussage sei, dass von den Gewinnen der heutigen Geldschöpfung jene Banker besonders profitierten, die hohe Boni bekommen.»

Allein bis 2014 hätten die Schweizer Banken rund drei Milliarden Franken Profit pro Jahr gemacht. «Mit der Vollgeld-Initiative würde die Allgemeinheit von der Geldherstellung profitieren, nicht die Boni-Banker und ihre Aktionäre.» Das sei die Aussage des Spots. Die Reaktion von Postauto sei «politische Zensur, die wir aufs Schärfste verurteilen».

Weil sie trotzdem nicht auf die vielen Postauto-Strecken verzichten wollten, mussten die Initianten einen eigenen Clip erstellen, was zusätzliche Kosten generierte. Vor allem aber zur Folge hatte, dass der Clip mit etwa einer Woche Verspätung ausgestrahlt wurde. Zeit, die sich die Initianten eigentlich nicht leisten können.

Post: Spot war «verletzend und diskriminierend»

Postauto bestätigt die Darstellung der Initianten gegenüber BLICK: Politische Werbung sei grundsätzlich zugelassen. Postauto würde aber standardmässig überprüfen. «Bei der Beurteilung des ursprünglich eingereichten Werbespots befand Postauto, dass der Text nicht neutral, sondern verletzend und diskriminierend wirkt», so eine Sprecherin.

Den Vorwurf der Zensur weist das Unternehmen zurück: Postauto verhalte sich bei der Publikation von politischer Werbung in den Fahrzeugen neutral. «Statt die Werbung abzulehnen, hat Postauto dem Auftraggeber der Werbung einen Vorschlag gemacht, unter welchen Bedingungen Postauto die Werbung publizieren kann.»

Alle Abstimmungen auf einen Blick

Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.

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