Géraldine Savary (49) zieht sich aus Bern zurück. Sie werde 2019 nicht mehr als Ständerätin antreten, teilte sie heute in Lausanne mit. Schon in sechs Wochen wird sie zudem das Vizepräsidium der SP Schweiz abgeben. «Ich habe immer gewusst, dass es ein Leben nach dem Parlament gibt», sagte sie gemäss der Westschweizer Zeitung «24 Heures».
Heikle Russland-Connection
Hinter dem auf dem ersten Blick geordneten Rückzug dürfte indes mehr stecken. Mit ihrem Verzicht auf eine erneute Kandidatur zieht Savary auch Konsequenzen aus einer Affäre, die den Kanton Waadt seit Wochen umtreibt.
Savary hatte den schwedischen Multimilliardär und russischen Honorarkonsul Frederik Paulsen zu Russland-Reisen begleitet. Zudem hat Paulsen ihre Wahlkämpfe in den Jahren 2011 und 2015 unterstützt – mit Beträgen von 4000 und 7000 Franken.
Keine Vorteilsnahme
Allerdings: Eine Voruntersuchung zu einem Strafverfahren wurde mittlerweile eingestellt. Savary, so der Generalstaatsanwalt, habe sich nicht der Vorteilsannahme schuldig gemacht.
Gegenüber «24 Heures» hatte Savary die Russlandreisen als privat verteidigt: «Ich bin russophil, ich liebe die russische Sprache und Sibirien.»
Heikel ist diese «Freundschaft» zu Paulsen für die Sozialistin dennoch: Paulsen ist pauschalbesteuert – was die SP ablehnt. Savary sagte denn auch, sie habe 2011 und 2015 nichts davon gewusst.
Die Affäre habe ihr zugesetzt, so Savary vor den Medien. «Ich dachte, ich sei stärker», so die Ständerätin, die seit 2003 im Parlament sitzt. Doch diese Affäre habe ihre körperlichen Kapazitäten überstrapaziert. Sie habe beispielsweise Gewicht verloren.
Zwei aussichtsreiche Kandidaten
Mit Savarys Rückzug werden die Ständeratswahlen im Kanton Waadt spannend: Denn gleich zwei politische Schwergewichte könnten mit einer Kandidatur liebäugeln: Fraktionschef Roger Nordmann (45) und Regierungsrat Pierre-Yves Maillard (50). Dieser will sich im Dezember zum Präsidenten des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes wählen lassen und strebt auch politisch eine Rückkehr nach Bern an. (sf/lha)