Die GLP ist im Hoch. 15 Jahre nach ihrer Gründung legte die Partei am letzten Wochenende in ihrem Ursprungskanton Zürich massiv zu. Neu belegt die Partei 23 Sitze im 180-köpfigen Parlament. Die Grünliberalen, die sich 2004 von den Grünen abspalteten, sind in Zürich von einer Kleinpartei mit ungewisser Zukunft zur staatstragenden Kraft aufgestiegen. In anderen Kantonen fristet sie jedoch ein Schattendasein oder ist (noch) gänzlich inexistent.
Den Schwung aus Zürich will GLP-Chef Jürg Grossen (49) jetzt nutzen, um auch bei den National- und Ständeratswahlen im Herbst merklich zu wachsen. «15 Prozent Wähleranteil ist unser langfristiges Ziel», sagt Grossen – mit Betonung auf langfristig. Es wäre eine Verdreifachung!
SP-Lokalpolitiker wollen zur GLP
Die GLP geniesst derzeit auch bei Politikern anderer Parteien eine Anziehungskraft. So wechselte die ehemalige SP-Nationalrätin und heutige Winterthurer Schulpräsidentin Chantal Galladé (46) vor gut einem Monat medienwirksam zur Mittepartei.
Galladé dürfte nicht die Einzige bleiben: BLICK weiss: Eine Handvoll Kantonsräte und kommunale Exekutivpolitiker aus der Deutschschweiz will zur GLP wechseln. Sie alle haben in den letzten Wochen bei den Kantonalsektionen eine entsprechende Anfrage eingereicht. Darunter sind wie bei Galladé auch SP-Mitglieder. Aber nicht nur.
Grossen bestätigt die Wechselgelüste. Namen kann und will der Grünliberalen-Chef aber keine nennen. Die Gespräche würden laufen – und ob die GLP die Politiker auch tatsächlich in ihren Reihen aufnehme, sei offen. «Es ist entscheidend, dass diese Personen unsere politischen Positionen auch tatsächlich teilen, wir haben deshalb auch schon mehrere Anfragen abgelehnt», sagt Grossen.
GLP-Grossen: «Seit ein paar Tagen erleben wir einen regelrechten Boom»
Wechselgelüste haben Politiker nämlich nicht immer nur aus ideologischen Gründen. Sondern teilweise auch, weil sie sich in einer anderen Heimat bessere Karrierechancen respektive höhere Wahlchancen ausrechnen.
Die Mitgliederzahlen bei den Grünliberalen steigen derweil konstant an – auf derzeit 4200 Personen. Das sind gut zehn Prozent mehr als bei den Wahlen 2015. «Seit ein paar Wochen erleben wir mit rund drei Anmeldungen pro Tag einen regelrechten Boom», freut sich Grossen.
Es sei seiner Partei offenbar gelungen, auf die Vorzüge der GLP aufmerksam zu machen. «Wir machen im Gegensatz zu den konservativen Polparteien eine moderne Politik. Innovative Personen, die etwa für Nachhaltigkeit und einen offenen Europa-Kurs stehen, sind bei uns bestens aufgehoben.» Entsprechend konnte die GLP einige bekannte Namen aus dem Thinktank-Milieu gewinnen. Etwa Foraus-Gründer Nicola Forster (33) als Co-Präsidenten der GLP Kanton Zürich. Oder Stefan Schlegel (35), Vorstandsmitglied bei der liberalen Bewegung Operation Libero, der für den Nationalrat kandidiert.
Grossens Ziel für die Wahlen: Drei bis fünf Sitze zulegen und damit zur Stärke der Legislatur 2011 bis 2015 zurückkehren. Dass die GLP trotz Höhenflügen dennoch eine Nischenpartei geblieben ist, zeigt sich im Ständerat. Hier ist gar kein Grünliberaler vertreten – und kein Kandidat hat im Herbst reelle Chancen, einen Sitz zu ergattern.